Das Zeugnis der Bibel

Biblische Stellen weisen auf die Wahrheit des Qur’an

Dr. Sahib Mustaqim Bleher  

© Mustaqim

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Vorwort

Die in diesem Buch enthaltene Sammlung von Bibelzitaten zu Themen, die für den Dialog zwischen Muslimen und Christen oder Juden von Interesse sind, ist lediglich eine kleine Auswahl von Stellen, die jedoch ausreichend ist, jedem, der wirklich finden will, den Weg zur Wahrheit zu zeigen.

Es wird im folgenden nach der im Jahre 1956 vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland im Einvernehmen mit dem Verband der evangelischen Bibelgesellschaften genehmigten Fassung des revidierten Textes zitiert, Hervorhebungen sind jedoch von mir. Abweichungen im Wortlaut sowie in der Verszählung bei anderen Bibelausgaben sind durchaus üblich. Das verwundert nicht, gibt es schließlich kein authentisches Original der biblischen Texte. Die deutschen Bibeltexte gehen auf die lateinische Vulgata zurück. Aber auch der hebräische Bibeltext ist als Ausgangsbasis wenig brauchbar. Mit wenigen Ausnahmen handelt es sich um eine Rückübersetzung aus dem Griechischen. In der Bibel, aus der wir zitierten, finden wir im Anhang auf Seite 44 folgende Aussage: „...wir besitzen die originalen Niederschriften nicht mehr. Unsere Kenntnis des biblischen Textes gründet sich auf eine Unzahl von Abschriften, einigen tausend, von denen kaum zwei völlig miteinander übereinstimmen.“

In der Einleitung zu diesem Buch wird die Problematik der Verwendung von Bibelzitaten durch Muslime gestreift. Die sich anschließenden, mit Erklärungen versehenen Bibelzitate behandeln überwiegend die folgenden Themenbereiche:

1. Prophezeiungen über das Siegel der Propheten, Muhammad ‑ Friede über ihn.

2. Nahrungsvorschriften.

3. Die Schädlichkeit des Alkoholgenusses.

4. Die Vielehe.

5. Zins und Wucher.

6. Die Behauptung der Gottessohnschaft.

7. Die Behauptung von der Kreuzigung Jesu.

8. Die Unzuverlässigkeit der Bibelüberlieferung.

Die klaren Aussagen des Qur'an werden beim jeweiligen Themenkomplex mit berücksichtigt.

Weilerswist, im März 1984 / Ğumada atTani 1404

Dr. Sahib Mustaqim Bleher

 

Einleitung

Allah hat zu jeder Zeit den Menschen durch Seine Rechtleitung den Weg gewiesen. Dieser Weg war und ist trotz Verschiedenheiten im einzelnen stets derselbe: Die alleinige Anbetung Allahs, des Schöpfers der Himmel und der Erde, und der Dienst an Ihm. „Die Religion bei Allah ist der Islam“, heißt es in Vers 19 der Sure 2, Al 'Imran. Islam bedeutet die völlige Hingabe an und Unterwerfung unter Allah, wodurch der Mensch Friede mit seinem Schöpfer, mit sich selbst und mit seiner Umwelt erreicht; ein Friede, der auf der Anerkennung des Schöpfers und Seinem Lobpreis gründet. So sind die Gläubigen zueinander Brüder, Freunde und Beschützer, während die Ungläubigen, die durch ihr Verhalten die Harmonie im Leben stören und den Zorn des Schöpfers herabrufen, zu meiden, zurückzuweisen und zu bekämpfen sind. Mit dieser Lehre sind all die zahlreichen Propheten entsandt worden, von denen uns manche namentlich bekannt, zahlreiche aber gänzlich unbekannt sind. Doch wir wissen, daß keiner von ihnen je zu etwas anderem aufgerufen hat. Deswegen erkennen wir sie alle ausnahmslos an und machen diesbezüglich keinen Unterschied zwischen ihnen. Der Neid und die Eifersucht trieben die Menschen jedoch dazu, mit dem Gnadengeschenk des Herrn, der göttlichen Rechtleitung, zu geizen. Jede Gruppe unter ihnen wollte allein im Besitz der göttlichen Rechtleitung sein, begann das von Allah offenbarte Wissen zu verbergen und gönnte anderen keinen Anteil daran. Die Geschichte der Juden, der Kinder Israels, ist dafür ein allen bekanntes Beispiel, das im Qur'an häufige Erwähnung findet. Ihr Stolz trieb sie dazu, sich für das auserwählte Volk zu halten, das Allah nicht bestrafen werde, und sie wandelten Allahs Gesetze und Offenbarungen zu ihren Gunsten ab und interpretierten sie nach eigenem Belieben. Sie lehnen Allahs Gesandte und deren Botschaft ab, nur weil sie es nicht ertragen können, daß Allahs Gnade und Barmherzigkeit allumfassend ist und nicht nur ihnen gilt.

Wir Muslime könnten es nun bei der reinen Anerkennung sämtlicher vorangegangenen Propheten und Offenbarungsschriften bewenden lassen; sie sind für uns über die darin erkennbare unerschöpfliche Gunst des Schöp­fers gegenüber Seinen Geschöpfen hinaus, denen Er unablässig trotz ihres beständigen Ungehorsams immer wieder den Weg zeigt, nur von historischem Interesse. Wir haben den Qur'an als letzte, vollkommene Rechtleitung von Allah, darin nichts ausgelassen ist. Wir betrachten alles Vorangegangene im Lichte dieser segensreichen Botschaft und sind gewiß, daß uns darin der wahre Sachverhalt geschildert wird, weshalb wir des Studiums der vorangegangenen Schriften nicht bedürfen, um den Weg zu kennen.

Als in nicht‑islamischer Umgebung unter denen Lebende, die von sich behaupten, der Lehre Mosis und Jesu zu folgen, ist der Blick in deren Bücher aber doch lohnenswert und von aktueller Bedeutung. Denn es gehört zu unseren Aufgaben, sie mit der Wahrheit in Berührung zu bringen. Wenn wir nun über diese Wahrheit Hinweise in den Schriften finden, auf die sie sich berufen, so mag das helfen, ihnen die Augen zu öffnen. Das Fremde ruft erst einmal Angst und Distanz hervor. Begegnet es uns aber in vertrautem Gewand, so sind wir eher in der Lage, es aufzunehmen. Können wir also dem Bibelgläubigen in seinem eigenen Buch Teile der qur'anischen Wahrheit auftun, so mag er geneigt sein, auch den Rest dieser Wahrheit hören zu wollen.

Vor einem aber möchte ich vorneweg ausdrücklich warnen: Mit Andersgläubigen auf der Basis der Bibel zu diskutieren. Unser Maßstab ist der Qur'an . Wenn wir in der Bibel zahlreiche wahre, vom Qur'an bestätigte Stellen finden, so wissen wir doch zugleich, daß es darin ebensoviel, ja weitaus mehr erdichtete und falsche Aussagen gibt. Die Bibel ist ein Sammelsurium von Offenbarungsfragmenten, Interpretationen derselben, geschichtlichen Berichten und menschlicher Erfindung. Allah allein weiß, welcher Satz davon auf eine Offenbarung Seinerseits und was auf menschliche Phantasie zurückgeht. Ein solches Buch kann nicht die rechte Grundlage für die Wahrheitsfindung sein. Allah teilt uns im Qur'an an mehreren Stellen mit, wie die dem Qur'an vorausgehenden Offenbarungsschriften Fälschungen ausgesetzt warm. Und auch die Bibel gibt darüber Auskunft: In Jeremia 8;8 heißt es: „Wie könnt ihr sagen: »Wir sind weise und haben das Gesetz des Herrn bei uns«? Ist's doch lauter Lüge, was die Schreiber daraus machen.“

 

Prophezeiungen über das Siegel der Propheten Muhammad ‑ Friede über ihn

Die Geschichte des Opfers Abrahams, derer wir jährlich beim Hağğ gedenken, ist hinlänglich bekannt. Allah sagt im Qur'an (Sure 37, As‑Saffat, Vers 102‑112): „Als er dann mit ihm den Weg erreichte, sprach er, o mein Sohn, ich habe im Traum gesehen, daß ich dich opfere; was meinst du dazu? Er sprach, o mein Vater, tu, was dir befohlen ward, du wirst mich, so Allah will, als Geduldigen finden. Als sie sich also gefügt hatten und er ihn auf die Stirn legte, riefen Wir ihn, »o Abraham, du hast den Traum bereits erfüllt« ‑ so vergelten Wir den Gutes Wirkenden. Dies war eine offenkundige Prüfung. Und Wir lösten ihn mit einem gewaltigen Opfer aus. Und Wir hinterließen über ihn unter den Späteren: Friede über Abraham. So vergelten Wir den Gutes Wirkenden. Denn er gehörte zu Unseren gläubigen Sklaven. Und Wir verkündeten ihm Isaac als Propheten von den Rechtschaffenen.“ Die Geburt Isaacs wird Abraham hier also nach dem Opfer Ismaels verkündet. Allah hat die Nachkommen Abrahams durch das Prophetentum ausgezeichnet. Er sagt über ihn in Sure 29, Al‑Ankabut, Vers 27: „Und Wir schenkten ihm Isaac und Jakob und legten in seine Nachkommenschaft das Prophetentum und die Schrift, und Wir gaben ihm seinen Lohn im Diesseits, und im Jenseits wird er unter den Rechtschaffenen sein.“ Alle nach ihm kommenden Propheten entstammen also seiner Nachkommenschaft und sind entweder die Kinder Ismaels oder Isaacs. Ismael ist der Stammvater der Araber, denn er wanderte mit seinem Vater Abra­ham und seiner Mutter Hağar ins Tal von Mekka aus, wo sie die Ka'ba erbauten, und heiratete in den Stamm von Ğurhum. Dieser Verbindung entspringen eine Reihe von arabi­schen Propheten und schließlich auch das Sie­gel aller Propheten, Muhammad ‑ Friede über ihn. Isaac gebar Jakob, auch Israel genannt, und aus seiner Nachkommenschaft stammen alI die Propheten des Hauses Israel. Nun fin­den wir in 1. Mose 22; I S‑I8: „Und der Engel des Herrn rief Abraham abermals vom Him­mel her und sprach: Ich habe bei mir selbst ge­schworen, spricht der Herr: Weil du solches ge­tan hast und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont, will ich dein Geschlecht seg­nen und mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres, und deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Fein­de besitzen; und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast."

Die Christen beziehen diese Verheißung auf Jesus. Entsprechend finden wir in der Bibel, Abraham habe seinen Sohn Isaac geopfert. Daß dies eine klare Fälschung ist, geht aus der genannten Bibelstelle deutlich hervor. Es wird hier vom einzigen Sohn Abrahams gesprochen, welcher geopfert werden sollte. Nun kann der einzige Sohn Abrahams nur dessen erster Sohn, Ismael, sein, denn nach der Geburt Isaacs hatte Abraham zwei Söhne. Allah verspricht Abraham ja gerade einen zweiten Sohn, wie wir in den oben zitierten Qur'an‑Versen gesehen haben, weil er bereit war, seinen ersten und einzigen Sohn, den er erst in hohem Alter bekam, um Allahs willen aufzugeben. Die biblische Verheißung muß also in Ismael und damit durch Muhammad erfüllt werden.

Es kommt hinzu, daß es in diesem Bibelzitat heißt, „und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“ In Matthäus 15;24 finden wir aber über Jesus die folgende Aussage: „Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ Jesus wurde als Prophet zu den Kindern Israels entsandt (Qur'an Sure 3, Al 'Imran, Vers 49); er hatte keinen Anspruch darüber hinaus. Muhammad ‑ Allah segnete ihn und gab ihm Friede – wurde hingegen entsandt als „Barmherzigkeit für alle Welt“ (Qur’an Sure 21, Al-Anbiya’, Vers 84) und „als Siegel der Propheten“ (Qur’an Sure 33, Al-Ahzab, Vers 40). Er wird uns in 5. Mose 18;18-19 angekündigt, worin Gott zu Mose gesagt haben soll: „Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Doch wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen redet, von dem will ich’s fordern.“

Wir wollen uns etwas näher betrachten, was an dieser Stelle ausgesagt ist über den zu erwartenden Propheten:

a) er soll aus ihren Brüdern erweckt werden; also nicht aus dem Hause Israel, sondern aus der Nachkommenschaft Ismaels ‑ Friede über beide. Denn die Ismaeliten sind, wie wir oben gesehen haben, die Brüder der Israeliten.

b) Er soll reden, was ich ihm gebieten werde, er spricht Worte, die er in meinem Namen redet. Wir wissen, daß die qur'anische Offenbarung begann mit „lies im Namen deines Herrn" (Qur'an Sure 96, Al‑‘Alaq, Vers 1), und am Beginn der Qur'an‑Suren steht mit einer Ausnahme "Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Sich Erbarmenden". Muhammad überbrachte Allahs Wort in Dessen Namen und sprach nicht wie Jesus, zumindest nach biblischem Zeugnis, in Gleichnissen.

c) Er soll ein Prophet sein wie Moses. Denn es heißt: „Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist erwecken..." Nun war es nach ihm nur Muhammad, der ein vollständiges Gesetz brachte wie Moses zuvor. Jesus dagegen folgte dem mosaischen Gesetz, was in Matthäus 5;17 zum Ausdruck kommt: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen." In 5. Mose 34;10‑12 finden wir außerdem bestätigt, daß Jesus der angekündigte Prophet nicht sein konnte, der war wie Mose. Denn es heißt da: „Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der Herr erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht, mit all den Zeichen und Wundern, mit denen der Herr ihn gesandt hatte, daß er sie täte in Ägyptenland am Pharao und allen seinen Großen und an seinem ganzen Lande, und mit all der mächtigen Kraft und den großen Schreckenstaten, die Mose vollbrachte vor den Augen von ganz Israel.“

Auf Muhammad ‑ Friede über ihn ‑, der im Hause Ismael aufstand, aber treffen die erwähnten Charakteristika wohl zu: Er war Allahs geliebter Freund, den Er mittels des mi'rağ, des Aufstiegs zum siebenten Himmel nach dem isra', der nächtlichen Reise von Mekka nach Jerusalem, in Seine Nähe kommen ließ und den Er stark machte und voll mächtiger Kraft.

In Jesaja 21;7 finden wir folgenden Satz: „Und sieht er einen Zug von Wagen mit Rossen, einen Zug von Eseln und Kamelen, so soll er darauf achtgeben mit allem Eifer.“ Auf den ersten Blick will dieser Satz nicht soviel hergeben. Weiß man aber, daß es im ursprünglichen lateinischen Bibeltext der Vulgata hieß: „...einen Zug zweier Reiter, einen Reiter auf einem Esel und einen Reiter auf einem Kamel...“, wird klar, daß dies sich auf Jesus bezieht, dessen Reittier der Esel war, und auf Muhammad, dessen Reittier das Kamel war.

Es gibt eine Reihe weiterer Prophezeiungen Muhammads in Jesaja. Es sei hier nur noch Jesaja 42;1‑4 erwähnt, wo es heißt: „Siehe, das ist mein Knecht ‑ ich halte ihn ‑ und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen.

Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.“

Freilich beziehen die Christen all solche Stellen auf Jesu. Aber sie kommen dann unweigerlich mit all dem in Konflikt, was wir in der Bibel über Jesu finden. Jesus war zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel entsandt, zu Gläubigen also, für die das Gesetz Mosis galt, nicht zu den Heiden. Die Geschichte vom kanaanäischen Weib in Markus 7;22‑28 macht überaus deutlich, daß er seine Aufgabe nicht darin sieht, das Recht unter die Heiden zu bringen. Sodann findet auch der Satz „er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte“, keine Anwendung auf ihn. Es war Muhammad, der auserwählte Knecht Allahs, dem Allah den Erfolg gewährte, bevor Er ihn abberief.

Als letztes Zitat des Alten Testaments zu diesem Themenkomplex wollen wir Daniel 7;1314 betrachten, wo steht: „Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Men­schen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker und Leute aus so vielen Sprachen dienen soll­ten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“ Wir finden auch hier den Segen Allahs für Seinen letzten Propheten Muhammad ‑ Friede über ihn ‑ wieder, den Er als Barmherzigkeit für alle Welt entsandte. Seine Lehre nimmt an Verbreitung über die ganze Erde hinweg ständig zu und wird bis zum Ende dieser Welt nicht aufhören, zu wirken. Die Betrachtung des Neuen Testaments wollen wir mit Matthäus 21;43 beginnen: „Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt.“ Es ist dies eine deutliche Warnung Jesu an die Juden, die Kinder Israel, zu denen er gesandt war, darin er ihnen mitteilt, was nach ihm geschehen werde. Ein weiteres Matthäus‑Zitat ist recht aufschlußreich, wenn auch zuerst etwas verwirrend. Man muß dabei berücksichtigen, daß die Bibel im Lichte der Dreieinigkeitslehre, die erst nach dem dritten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung auf Konzilen beschlossen wurde, geschrieben, verändert und übersetzt wurde. Macht man sich klar, daß es beim folgenden Bibelzitat nicht um den Christus oder Messias geht, sondern um den auch von David wie von allen Propheten angekündigten Propheten, der die Kette der Gottgesandten beschließen und die Botschaft Allahs an die Menschen vervollkommnen werde, wird die Aussage verständlich. Jesus, der Christus und Messias aus dem Hause Israel, spricht hier nicht von sich, sondern von jenem Siegel der Propheten, auf den alle vorangehenden Propheten hingewiesen hatten, denn Allah hatte ihnen dahingehend ein Versprechen abgenommen (vgl. Qur'an Sure 3, Al 'Imran, Vers 81). Die Juden, die sich für das auserwählte Volk Gottes hielten und keinen Propheten anerkennen wollten, es sei denn er entstamme ihren Reihen, behaupteten nun, dieser kommende Prophet müsse ebenfalls diesem Hause entstammen, er müsse ein Sohn Davids sein. Dies widerlegt ihnen Jesus im folgenden, bei Matthäus (22;41‑46) wiedergegebenen Zitat: „Da nun die Pharisäer beeinander warm, fragte sie Jesus und sprach: Was denket ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sprachen: Davids. Er sprach zu ihnen, wie kann ihn dann David im Geist einen Herrn nennen, wenn er sagt (Psalm 110;1): »Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde unter deine Füße«? So nun David ihn einen Herrn nennt, wie ist er denn sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, und wagte auch niemand von dem Tage an, ihn hinfort zu fragen“ Es handelt sich bei dem kommenden Gesandten um den Tröster, den wir im Johannesevangelium wiederfinden. Tröster ist eine Übersetzung für das griechische Parakletos (παραχελευστός) welches eigentlich mehr für Helfer, Anhänger steht. Es ist leicht zu verwechseln mit dem griechischen Wort Periklytos (περιχλύτός) das mit Ruhmreicher übersetzt werden kann und in dieser Bedeutung mit dem arabischen Ahmad identisch ist. Hierzu heißt es im Qur'an (Sure 61, As‑Saff, Vers 6): „Und als Jesus, der Sohn der Maria, sprach, o Kinder Israels, ich bin der Gesandte Allahs zu euch, das, was mir von der Tora vorausging, bestätigend und einen Gesandten ankündigend, der nach mir kommt, dessen Name Ahmad ist..." Im Lichte dieses Verses wollen wir uns nun Johannes 14;16‑17 zuwenden: „Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, daß er bei euch sei ewiglich: den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfangen, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennet ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ Die Rede ist von jemandem, den Allah nach ihm senden wird, und der bei ihnen bleiben wird ewiglich. Nun ist Muhammad in doppeltem Sinne ewiglich bei uns geblieben. Einmal, indem er der letzte der Propheten ist, wir also ewiglich seinem Beispiel folgen werden, und er darin nicht abgelöst wird. Zweitens, indem die von ihm übermittelte Botschaft, der Qur'an ewiglich unverändert bei uns bleibt.

Die Christen beziehen diese Stelle gerne auf den Heiligen Geist und haben wohl dahingehend auch Veränderungen im Text vorgenommen. Wir finden dies im nachfolgenden Zitat sogar als Einschub nach der Erwähnung des Trösters (Parakletos): Es heißt in Johannes 14;22‑26: „Spricht zu ihm Judas, nicht der Ischarioth: Herr, was ist's, daß du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. Solches habe ich zu euch geredet, während ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe." Es ist die verwirrende Lehre der Dreieinigkeit, die die Christen diese Verse nicht verstehen läßt. Alles, was aber in diesem und den später folgenden Versen über den Tröster gesagt wird, paßt nicht zu dem, was wir in der Bibel über den Heiligen Geist finden. In Markus 12;36 heißt es: „David selbst hat durch den heiligen Geist gesagt...“ Der heilige Geist, der also schon bei den vorhergegangenen Propheten zugegen war, kann schwerlich mit einem anderen Tröster übereinstimmen, der erst nach Jesu zu den Menschen gesandt würde. Ganz abgesehen einmal davon, daß mit dem Namen Heiliger Geist stets der Erzengel Gabriel bezeichnet wird, der mit der Offenbarung von Allah herabkommt.

Zurück zu dem gerade angegebenen Johanneszitat: Jesus wird gefragt, warum seine Offenbarung nur für sie, also die Kinder Israels gelte, und nicht für die ganze Welt. Daraufhin verweist Jesus auf den kommenden Propheten, der sie alles lehren werde und erinnern an alles, was er ihnen gesagt habe. Johannes 15;26‑27 und 16;1‑5 ist diesbezüglich noch deutlicher: „Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir. Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen. Solches habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht Ärgernis nehmt. Sie werden euch in den Bann tun. Ja, es kommt die Stunde, daß wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst damit. Und solches werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen. Aber solches habe ich zu euch geredet, damit, wenn die Stunde kommen wird, ihr daran gedenket, daß ich's euch gesagt habe. Solches aber habe ich euch von Anfang nicht gesagt, denn ich war bei euch. Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand unter euch fragt mich: Wo gehst du hin? Sondern weil ich solches zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns geworden. Aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn derselbe kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: daß sie nicht glauben an mich; über die Gerechtigkeit: daß ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht sehet; über das Gericht: daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbe wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.“

Der kommende Prophet „wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, wird er reden", ein klarer Hinweis auf die qur'anische Offenbarung. Und er wird Jesus verherrlichen, indem er das falsche Bild, das die Leute von ihm haben, wieder korrigiert, indem er ihn befreit von dem Vorwurf, er habe sich selbst zum Gott gemacht. Er wird der Welt die Augen auftun, über die Sünde, nicht an Jesus als Gesandten zu glauben, der doch selbst klar sagte: „das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ Darüber werden wir im Kapitel über die angebliche Gottessohnschaft noch hören. Aufschluß­reich ist aber auch der letzte Satz des obigen Zitats: „denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.“ Wir kennen den unsinnigen Vorwurf vieler Christen, Muhammad habe aus der Bibel abgeschrieben, womit sie die zahlreichen Entsprechungen in beiden Büchern erklären wollen. Hier, in der Bibel selbst, finden wir aber die deutliche Aussage, daß alle von den Propheten den Menschen überbrachten Botschaften von Allah stammen und sich deshalb entsprechen.

Wer die hier aufgeführten Bibelstellen aufmerksam mit für die Wahrheitssuche offenem Herzen liest und sich darüber Gedanken macht und sich sodann bemüht, ein wenig über das Leben dieses großen arabischen Propheten zu erfahren, dessen Licht die Welt bis zum heutigen Tag erhellt, der wird ohne Zweifel schnell überzeugt sein, daß Muhammad der wahre Gesandte Allahs ist, der uns hier in diesen biblischen Stellen von seinen prophetischen Vorgängern angesagt wurde. Und ich bezeuge, daß es keinen Gott gibt außer Allah, und daß Muhammad Sein Gesandter ist.

Nahrungsvorschriften

„Das Essen derer, denen die Schrift gegeben ward, ist euch gestattet, und euer Essen ist ihnen gestattet", heißt es im Qur' än Sure 5, Al-Ma'ida, Vers 5. Das nimmt nicht weiter wunder, sind doch die Speisevorschriften im jüdisch‑christlichen Gesetz in vielem deckungsgleich mit denen der islamischen Šari'a. Wollen wir zuerst betrachten, was der Qur'an den Gläubigen über ihr Essen mitteilt: In Sure 2, Al‑Baqara, Vers 172 sagt Allah: „O ihr, die ihr glaubt, eßt an guten Dingen, womit Wir euch versorgten, und dankt Allah, so ihr Ihm dient." Erlaubt sind also die guten Dinge, die Allah gegeben hat. Der darauffolgende Vers (173) führt näher aus: "Er verbot euch nur das Tote und das Blut und das Schweinefleisch und was jemand anderem als Allah geweiht wurde..." In Sure 5, Al‑Ma'ida, Vers 3 finden wir außerdem als verboten das Erwürgte, das Erschlagene, das zu Tode Gestürzte, das zu Tode Gestoßene und das von Raubtieren angefressene. Es würde zu weit führen, all die Nahrungsvorschriften des Alten Testaments im Detail hier aufzuführen. Es sollen uns einige wenige Zitate genügen. In 3. Mose 11;7‑8 (und dergleichen 5. Mose 14;8) finden wir: „..das Schwein, denn es hat wohl durchgespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer; darum soll es euch unrein sein. Vom Fleisch dieser Tiere dürft ihr weder essen noch ihr Aas anrühren; denn sie sind euch unrein." Es ist für uns hier nur das Verbot des Schweinefleisches von Belang, nicht dessen Begründung. In Jesaja 65;2‑4 liest man: „Ich streckte meine Hände aus den ganzen Tag nach einem ungehorsamen Volk, das nach seinen eigenen Gedanken wandelt auf einem Wege, der nicht gut ist; nach einem Volk, das mich beständig ins Angesicht kränkt: Sie opfern in den Gärten und räuchern auf Ziegelsteinen, sie sitzen in Gräbern und bleiben über Nacht in Höhlen, essen Schweinefleisch und haben Greuelsuppen in ihren Töpfen..." Und in Jesaja 66;17: „Die sich heiligen und reinigen für das Opfer in den Gärten dem einen nach, der in der Mitte ist, und Schweinefleisch essen, greuliches Getier und Mäuse, die sollen miteinander weggerafft werden, spricht der Herr." Wir sehen also überdeutlich die Verächtlichkeit des Schweinefleischgenusses, der hier zusammen mit dem Verzehr greulichen Getiers und dem Opfer für andere Götter erwähnt wird. Angehörige jüdischer Gemeinden halten sich bis heute an dieses biblische Verbot, und ihre Speise ist dementsprechend auch den Muslimen statthaft. Wie verhält es sich nun aber mit den Christen? Die Christen behaupten, der Glaube an und die Liebe in Christus ersetze das Gesetz. Sie stützen sich dabei auf die paulinischen Lehren wie z.B. im 1. Brief an die Korinther 8;1‑13 oder seinem Brief an die Galater 3;19‑29. Dies alles steht jedoch in offenem Widerspruch zu dem weiter oben schon erwähnten Matthäus‑Zitat (Matthäus 5;17‑19): „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis daß alles gesche­he. Wer nun eines von diesen kleinsten Gebo­ten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Him­melreich.“ Wie wir aus dem Qur'an (Sure 3, Al ‘Imran, Vers 50) wissen, hat Jesus zwar Verän­derungen im Gesetz vorgenommen und den Juden Dinge gestattet, die ihnen zuvor verbo­ten warm, doch hat er ansonsten die Tora be­stätigt und das Gesetz in seiner Gültigkeit nicht angetastet. Über die Veränderung des Geistes der Lehre Jesu durch Paulus nach ihm werden wir im Kapitel über die Unzuverlässigkeit der Bibelüberlieferung noch hören. Es wird uns dann deutlich werden, daß das heutige Christentum mehr von Paulus, denn von Jesus geerbt hat.

 

Schädlichkeit des Alkoholgenusses

Wir stoßen auf zahlreiche Stellen in der Bibel, die den Genuß von Wein und starken Getränken aufs schärfste verurteilen. Ein eindeutiges Verbot gibt es dort aber für diejenigen, die sich eigens dem Gottesdienst geweiht haben. Ähnlich dem qur'anischen Gebot (Sure 4, An‑Nisa', Vers 43): „O ihr Gläubigen, nähert euch nicht dem Gebet, wenn ihr berauscht seid, bis ihr wißt, was ihr sprecht...", heißt es in S. Mose 29;5: „Ihr habt kein Brot gegessen und keinen Wein getrunken und kein starkes Getränk, auf daß ihr erkennen solltet, daß ich der Herr, euer Gott, bin.“ In 3. Mose 10;9 wird den Priestern, die sich dem Gottesdienst geweiht haben, das Weintrinken ausdrücklich untersagt: „Du und deine Söhne, ihr sollt weder Wein noch starke Getränke trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht, damit ihr nicht sterbt. Das sei eine ewige Ordnung für alle eure Nachkommen.“

Diese ewige Ordnung hat also auch heute noch ihre Gültigkeit für alle, die dem biblischen Gesetz folgen wollen. In 4. Mose 6;2‑3 heißt es: „Sage den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn jemand, Mann oder Frau, das besondere Gelübde tut, sich dem Herrn zu weihen, so soll er sich des Weins und starken Getränks enthalten.“ Ähnlich heißt es in Hesekiel 44;21: „Und die Priester sollen keinen Wein trinken, wenn sie in den inneren Vorhof gehen sollen.“

Wenden wir uns aber den Aussagen zu, die für alle Menschen ohne Unterschied gelten. Wir wollen den Qur'an‑Vers vorausschicken, der den Gläubigen den Genuß von Alkohol verbietet und ihnen dieses Verbot begründet. In Sure 5, Al‑Ma'ida, Vers 90‑91 heißt es: „O ihr, die ihr glaubt, der Wein, das Glückspiel, die Götzen und die Lospfeile sind ein Übel vom Werk des Satans, so meidet ihn, damit ihr Erfolg haben könnt. Der Satan will durch Wein und Glückspiel Feindschaft und Haß zwischen euch legen und euch vom Gedenken Allahs und vom Gebet abhalten, wollt ihr dann also aufhören?!“ Hören wir dazu die Sprüche Salomos 23;29‑35: „Wo ist Weh? Wo ist Zank? Wo ist Klagen? Wo sind Wunden ohne jeden Grund? Wo man lange beim Wein sitzt und kommt auszusaufen, was eingeschenkt ist. Sieh den Wein nicht an, wie er so rot ist und im Glase so schön steht: Er geht glatt ein, aber danach beißt er wie eine Otter. Da werden deine Augen seltsame Dinge sehen, und dein Herz wird Verkehrtes reden, und du wirst sein wie einer, der auf hoher See sich schlafen legt, und wie einer, der oben im Mastkorb liegt. »Sie schlugen mich, aber es tat mir nicht weh; sie prügelten mich, aber ich fühlte es nicht. Wann werde ich aufwachen? Dann will ich's wieder so treiben.«“ Wir finden darin genau dieselbe Aussage und obendrein eine brillante Schilderung dessen, was um uns herum vor sich geht. Ein paar weitere Zitate aus den Weisheitssprüchen Salomos sollen hier angeführt werden. Sprüche Salomos 20;1: „Der Wein macht Spötter, und starkes Getränk macht wild, wer davon taumelt wird niemals weise.“ Der Satz „im Wein liegt Wahrheit“ ist heidnischen Ursprungs und hat mit der biblischen Auffassung nicht viel gemein. Überhaupt wird man nach aufmerksamem Bibelstudium feststellen können, daß unser heutiges Christentum mindestens genauso viel wenn nicht noch mehr vom lateinischen und griechischen Heidentum enthält als von der biblischen Lehre. In Sprüche Salomos 23;2021 heißt es: „Sei nicht unter den Säufern und Schlemmern; denn die Säufer und Schlemmer verarmen, und ein Schläfer muß zerissene Kleider tragen.“ Und in Sprüche Salomos 31;4‑7: „Nicht den Königen, Lemuel, ziemt es, Wein zu trinken, nicht den Königen, noch den Fürsten starkes Getränk! Sie könnten beim Trinken des Rechts vergessen und verdrehen die Sache alter elenden Leute. Gebt starkes Getränk denen, die am Umkommen sind, und Wein den betrübten Seelen, daß sie trinken und ihres Elends vergessen und ihres Un­glücks nicht mehr gedenken.“

Alkohol ist also etwas Verachtetes, das gesitte­ten Leuten nicht ziemt. Ihm verfallen die Glücklosen, die Unverständigen, die Gottlo­sen, die nutzlos im Leben sind. In Psalm 75;9 finden wir folgende Aussage: „Denn der Herr hat einen Becher in der Hand, mit starkem Wein voll eingeschenkt. Er schenkt daraus ein, und die Gottlosen auf Erden müssen alle trin­ken und sogar die Hefe schlürfen.“

Jesaja ist voll der Warnungen vor dem Alkohol­genuß. So Jesaja 5;11‑12: „Weh denen, die des Morgens früh auf sind, dem Saufen nachzuge­hen, und sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein erhitzt, und haben Harfen, Zithern, Pau­ken, Pfeifen und Wein in ihrem Wohlleben, aber sehen nicht auf das Wort des Herrn und schauen nicht auf das Tun seiner Hände! Weh denen, die Helden sind, Wein zu saufen, und wackere Männer, Rauschtrank zu mi­schen, die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die im Recht sind!“ Und in Jesaja 28;7‑8: „Aber auch diese sind vom Wein toll geworden und taumeln von starkem Getränk. Priester und Propheten sind toll von starkem Getränk, sind vom Wein verwirrt. Sie taumeln von starkem Getränk, sie sind toll beim Weissagen und wanken beim Rechtsprechen. Denn alle Tische sind voll Gespei und Unflat an allen Orten!" Bei den hier erwähnten Propheten handelt es sich freilich um Weissager und falsche Propheten. Lukas 1;15 beschreibt uns hingegen, wie es sich mit einem rechtschaffenen Gottesdiener verhalten sollte. Über Johannes heißt es dort: „Denn er wird groß sein vor seinem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird schon von Mutterleibe an erfüllt werden mit dem heiligen Geist.“

Bei Jesaja 56;10‑12 haben wir ebenfalls eine gute Kennzeichnung der Mentalität der Genußsüchtigen: „Alle ihre Wächter sind blind, sie wissen alle nichts. Stumme Hunde sind sie, die nicht bellen können, sie liegen und jappen und schlafen gerne. Aber es sind gierige Hunde, die nie satt werden können. Das sind die Hirten, die keinen Verstand haben; ein jeder sieht auf seinen Weg, alle sind auf ihren Gewinn aus und sagen: Kommt her, ich will Wein holen, wir wollen uns vollsaufen, und es soll morgen sein wie heute und noch viel herrlicher!“ Bei Hosea 4;10‑11 lesen wir, was durchaus auch in die heutige Zeit passen würde: „Sie werden essen und nicht satt werden, Hurerei treiben und sich nicht mehren, weil sie den Herrn verlassen haben und ihn nicht achten. Hurerei, Wein und Trunk machen toll.“

            Und bei Micha 2;11: „Wenn ich ein Irrgeist wäre und ein Lügenprediger und predigte, wie sie saufen und schwelgen sollen ‑ das wäre ein Prediger für dies Volk!“ Wir wissen, daß der Genuß von Wein mittler­weile zum Bestandteil des christlichen Gottes­dienstes geworden ist. Doch auch in der Früh­zeit des Christentums war der Wein noch ver­pönt. Paulus schreibt in seinem Brief an die Epheser (5;18): „Und saufet euch nicht voll            Wein, daraus ein unordentlich Wesen folgt, sondern werdet voll Geistes." Den Umgang mit Menschen, die sich eines Vergehens schul­dig machen, das heute häufig schon nicht mehr als tadelnswert betrachtet wird, unter­            sagt er seiner Gemeinde ausdrücklich. In sei­nem 1. Brief an die Korinther lesen wir (5;11):            „Vielmehr schrieb ich euch: ihr sollt nicht mit einem zu schaffen haben, der sich 1äßt einen Bruder nennen und ist ein Unzüchtiger oder            ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein            Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räu­ber; mit dem sollt ihr auch nicht essen.“ Etwas später sagt er im selben Brief (6;9‑10): „Weder die Unzüchtigen noch die Götzendiener noch die Ehebrecher noch die Weichlinge noch die Knabenschänder noch die Diebe noch die Geizigen noch die Trunkenbolde noch die Lä­sterer noch die Räuber werden das Reich Got­tes ererben."


Die Vielehe

In Sure 4, An‑Nisa', Vers 3 gestattet Allah den Gläubigen, bis zu vier Frauen zu heiraten, geknüpft an die Bedingung, diese allesamt gerecht zu behandeln. Wer fürchtet, er könne keine Gerechtigkeit zwischen ihnen walten lassen, der solle sich mit einer Frau begnügen. In Vers 23 derselben Sure gibt Allah Einschränkungen dieser Erlaubnis dahingehend, daß bestimmte Verwandtschaftsbeziehungen eine Heirat ausschließen. Um ebensolche Einschränkungen handelt es sich nun bei folgendem Zitat aus 3. Mose 18;17‑18: „Du sollst nicht mit einer Frau und mit ihrer Tochter Umgang haben, noch mit ihres Sohnes Tochter oder ihrer Tochter Tochter; denn sie sind ihre Blutsverwandten, und es ist eine Schandtat. Du sollst die Schwester deiner Frau nicht zur Nebenfrau nehmen und mit ihr Umgang haben, solange deine Frau noch lebt.“ Es geht bei diesem Zitat um Einschränkungen der zugelassenen Ehe mit mehr als einer Frau. Es geht hier nicht um außereheliche Beziehungen, die ohnehin strikt untersagt sind (l. Mose 20;14 und 5. Mose S;18). Es wird in der hier zitierten Stelle ja auch deutlich von Nebenfrau gesprochen. Aus der Tatsache, daß Personen bestimmten Verwandtschaftsverhältnisses davon ausgeklammert werden, als zweite Frau geehelicht zu werden, ergibt sich notwendigerweise, daß die Mehrehe in der Regel, abgesehen von diesen Ausnahmen, zulässig ist. Eine Begrenzung der Zahl der Frauen, ähnlich der qur'anischen Begrenzung auf vier, finden wir in der biblischen Überlieferung nicht. Dem Zeugnis über die früheren Propheten entnehmen wir ebenfalls, daß es zulässige Praxis war, mehrere Frauen zu ehelichen. In 1. Chronik 14;3 steht: „Und David nahm noch mehr Frauen zu Jerusalem und zeugte noch mehr Söhne und Töchter.“

Über die Gültigkeit alttestamentarischer Bestimmungen auch nach der Entsendung Jesu haben wir bereits Matthäus 5;17‑19 zitiert.


Zins und Wucher

Allah hat das Zinsnehmen aufs schärfste verurteilt. „Allah macht den Zins zunichte und die Spenden gewinnträchtig“, sagt Er in Vers 176 der Sure 2, Al‑Baqara, und im vorangehenden Vers: „Allah hat den Handel gestattet und den Zins verboten.“ Das Wort für Zins in diesen Versen bezeichnet jeden Vermögensvorteil ohne dafür erbrachte Leistung. Diese Ausnutzung menschlicher Notlagen und die ungerechte Aneignung fremden Vermögens ziehen Allahs Zorn auf sich. In Sure 2, Al‑Baqara, Vers 178 wird all denen, die davon nicht ablassen, Krieg von Allah und Seinem Gesandten angekündigt. Das westliche Wirtschaftssystem gründet weitgehend auf Zins und dergleichen Praktiken, das Gesellschaftssystem krankt an den daraus entspringenden Übeln. Hierfür allerdings gibt es keine biblische Grundlage. In 5. Mose 23;20 heißt es vielmehr: „Du sollst von deinem Bruder nicht Zinsen nehmen, weder für Geld noch für Speise noch für alles, wofür man Zinsen nehmen kann.“ Der darauffolgende Satz „von dem Ausländer darfst du Zinsen nehmen, aber nicht von deinem Bruder, auf daß dich der Herr, dein Gott, segne in allem, was du unternimmst in dem Lande, dahin du kommst, es einzunehmen“, ist wohl eher eine dem jüdischen Stolz entstammende Hinzufügung. Im Qur'an (Sure 3, Al ’Imran, Vers 75) teilt uns Allah mit, daß sie „sagen, in Bezug auf die Schriftunkundigen gibt es nichts gegen uns vorzubringen; und sie sprechen wissentlich Lüge gegen Allah“. Aber selbst wenn der zweite Satz aus 5. Mose 23;2021 als authentisch betrachtet würde, dürften die Juden (und dergleichen die Christen) nur von jenen Zins nehmen, die nicht ihrem Bekenntnis angehören. Die gegenseitige Ausbeutung unter ihnen kennt jedoch keine Grenzen und wird in Hesekiel 22;12 wie folgt beschrieben: „Sie lassen sich bestechen, um Blut zu vergießen. Du nimmst Zinsen und Aufschlag und suchst ungerechten Gewinn an deinem Nächsten mit Gewalt ‑ und mich vergißt du! spricht Gott der Herr.“

In Hesekiel 18;8‑9 wird uns dagegen das rechte Verhalten geschildert: „...der nicht auf Zinsen gibt und keinen Aufschlag nimmt, der seine Hand vom Unrecht zurückhält und rechtes Urteil fällt unter den Leuten, der nach meinem Gesetzen lebt und meine Gebote hält, daß er danach tut: das ist ein Gerechter, der soll das Leben behalten, spricht Gott der Herr.“ Ähnlich wird in Psalm 15;5 als Gott wohlgefällig gelobt, „...wer            wer sein Geld nicht auf Zinsen gibt und nimmt nicht Geschenke wi­der den Unschuldigen.“

 

Die Behauptung der Gottessohnschaft

„O Volk der Schrift, überschreitet in eurer Re­ligion die Grenzen nicht und sagt über Allah nichts als die Wahrheit. Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist Allahs Gesandter und Sein der Maria gegebenes Wort und Geist von Ihm. So glaubt an Allah und Seine Gesandten und sprecht nicht von einer Dreiheit. Hört auf, das

ist besser für euch. Allah ist ein einziger Gott. Erhaben ist Er darüber, daß er einen Sohn ha­ben sollte. Ihm gehört, was in den Himmeln und was auf Erden ist. Und Allah genügt als Sachwalter.“ Mit diesen klaren Ausagen aus Sure 4, An‑Nisa', Vers 171 wollen wir unsere Betrachtungen über die angebliche Gottes­sohnschaft Jesu beginnen. Allah weist jede Form dieser Behauptung deutlich zurück. In Sure 5, Al‑Ma'ida, Vers 17 sagt Er: "Jene sind bereits ungläubig geworden, die sagen Allah ist der Messias, der Sohn der Maria. Sprich: Wer hat eine Vollmacht von Allah, wenn Er den Messias, den Sohn der Maria, und dessen Mut­ter und alle, die auf Erden sind, vernichten wollte?...“ Wir erkennen aus diesen Worten deutlich den unleugbaren, unüberwindbaren Unterschied zwischen dem Schöpfer und Sei­ner Schöpfung. Allah ist all‑, wir sind ohnmächtig. Selbst die geehrtesten unter Seinen Geschöpfen, wie die Propheten oder die Engel, sind von Ihm allein abhängig und nicht zu stolz, Ihm zu dienen. „Weder der Messias verschmäht es, ein Sklave von Allah zu sein, noch die nahegebrachten Engel...“, heißt es in Sure 4, An‑Nisa', Vers 172.  

Daß der Mensch zu Seinem Schöpfer nur in diesem Verhältnis der Abhängigkeit und Minderwertigkeit stehen und Ihm gegenüber in keiner Hinsicht überheblich sein kann, finden wir in überaus deutlicher Form in Hiob beschrieben. In Hiob 15;14‑15 heißt es: „Was ist der Mensch, daß er rein sein sollte; und daß der gerecht sein sollte, der vom Weibe geboren ist? Siehe, seinen Heiligen traut Gott nicht, und selbst die Himmel Bind nicht rein vor ihm.“ Und desgleichen werden wir in Hiob

14;4 erinnert, daß wer als Mensch geboren ist, keine Göttlichkeit und Reinheit in Anspruch nehmen kann: „Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen? Auch nicht einer!'“ Hiob 25;4‑6 enthält dieselbe Aussage: „Und wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott? Und wie kann rein sein ein vom Weibe Geborener? Siehe, auch der Mond scheint nicht hell, und die Sterne sind nicht rein vor seinen Augen ‑ wieviel weniger der Mensch, eine Made, und das Menschenkind, ein Wurm!“

Es ist freilich zutreffend, daß in der Bibel von Gottessöhnen, ja gar von Göttern gesprochen wird. Wir wollen die in den nachfolgend zitierten Bibelstellen enthaltenen Aussagen nicht im einzelnen untersuchen, denn vieles davon paßt so ganz und gar nicht zu der Klarheit einer Offenbarungsreligion und entstammt eher minderbegabter menschlicher Phantasie. So lesen wir zum Beispiel in 1. Mose 6;1‑4: „Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren warden, da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der Herr: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre. Zu der Zeit und such später noch , als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, warden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.“ Wichtig soll für uns aber lediglich sein, daß der Gebrauch des Begriffes Gottessohn recht häufig ist, und nicht erst im Zusammenhang mit Jesus auftaucht. Zumeist hat er aber bloß die Bedeutung eines rechtschaffenen, gottesfürchtigen Menschen, der in Gottes Wegen wandelt. Wir erkennen dies deutlich aus einem Vergleich zwischen Matthäus 27;54 und Lukas 23;47. In Matthäus 27;54 lesen wir: „Aber der Hauptmann und die

bei ihm waren und Jesus bewachten, da sie sa­hen das Erdbeben und was da geschah, er­schraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, die­ser ist Gottes Sohn gewesen!“ Dieselbe Aussa­ge liest sich bei Lukas 23;47 wie folgt: „Da aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!“ In diesem Licht wollen wir nun die zahlreichen Bibelstel­len betrachten, die von Gottessöhnen und Göttern handeln.

In 2. Mose 4;16 heißt es über Aaron: „Und er soll für dich zum Volk reden; er soll dein Mund sein, und du sollst für ihn Gott sein.“ Gott beschreibt hier das Befehlsverhältnis zwischen Moses und Aaron. Mit Sicherheit gesellt Er Sich hier nicht Selbst jemanden als Nebengott bei, dem Er zuvor geboten hat, niemandem als Gott zu dienen denn Ihm. Auch aus Johannes 10;33‑36 geht überdeutlich hervor, daß derartige Formulierungen nicht wörtlich aufzufassen sind: „Die Juden antworteten ihm: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen und weil du als Mensch dich selber zu Gott machst. Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz (Psalm 82;6): »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter«? Wenn er Götter die nennt, zu welchen das Wort Gottes geschah ‑ und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden ‑, wie sprecht ihr denn zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott, ‑ weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn?“ Daß nun also auf ganz wenigen Stellen des Neuen Testaments, wo von Jesus als einem "Gottessohn" die Rede ist, das Gebäude der Dreieinigkeit  aufgebaut wird, ist, bei Betrachtung der zahlreichen anderen Stellen, in denen von anderen Gesandten und gewöhnlichen Gläubigen als „Gottessöhnen" gesprochen wird, absurd. So lesen wir in 2. Mose 4;22: „Und du sollst zu ihm sagen: So spricht der Herr: Israel ist mein erstgeborener Sohn.“ Über David heißt es in Psalm 89;27‑28: „Er wird mich nennen: Du bist mein Vater, mein Gott und Hort, der mir hilft. Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen, zum Höchsten unter den Königen auf Erden.“ Dann steht in Jeremia 31;9: „...denn ich bin Israels Vater, und Ephraim ist mein erstgeborener Sohn.“ Der Satz aus 1. Chronik 17;13: „Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein“, den christliche Theologen gern auf Jesus beziehen, bezieht sich in Wirklichkeit auf Salomo, wie derselbe Satz in 2. Samuel 7;14 beweist. Noch deutlicher wird das aber in 1. Chronik 22;9‑10: „Siehe, der Sohn, der dir geboren werden soll, der wird ein Mann der Ruhe sein; denn ich will ihm Ruhe schaffen vor allen seinen Feinden ringsumher. Er soll Salomo heißen; denn ich will Israel Frieden und Ruhe geben, solange er lebt. Der soll meinem Namen ein Haus bauen. Er soll mein Sohn sein, und ich will sein Vater sein. Und ich will seinen königlichen Thron über Israel bestätigen ewiglich.“ Wir haben nun also bereits Israel, David, Ephraim und Salomo in der Reihe der "Gottessöhne". In 5. Mose 14;1 kommen die übrigen Gläubigen hinzu: „Ihr seid Kinder des Herrn, eures Gottes,“ und in 5. Mose 32;56 werden die Ungläubigen und Missetäter ausgeschlossen: „Das verkehrte und böse Geschlecht hat gesündigt wider ihn; sie sind Schandflecken und nicht seine Kinder. Dankst du so dem Herrn, deinem Gott, du tolles und törichtes Volk? Ist er nicht dein Vater und dein Herr? Ist's nicht er allein, der dich gemacht und bereitet hat?“ Die Definition des biblischen Begriffes des Gottessohnes ist damit eigentlich schon ziemlich klar. Wir wollen drei weitere Zitate des Alten Testaments anfügen: Jesaja 45;11‑12: „So spricht der Herr, der Heilige Israels und sein Schöpfer: Wollt ihr mich zur Rede stellen wegen meiner Söhne? Und wollt ihr mir Befehl geben wegen des Werks meiner Hände? Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Ich bin's, dessen Hände den Himmel ausgebreitet haben und der seinem ganzen Heer geboten hat.“ Jesaja 64;7: „Aber nun, Herr, du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, du bist unser Töpfer, und wir alle sind deiner Hände Werk.“ Und schließlich Psalm 82;6‑7, der deutlich macht, daß trotz dieses Ehrennamens für die Schöpfung sich nichts an der grundsätzlichen Abhängigkeit vom Schöpfer geändert hat: „Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter und allzumal Söhne des Höchsten; aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen.“

Auch im Neuen Testament steht „Kind Gottes“ als eine ehrende Bezeichnung für Geschöpf Gottes. In Matthäus 5;9 heißt es: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen,“ was ohne Zweifel auf alle Menschen Anwendung findet. Eine spezifische „Vaterschaft“ Gottes für irgendjemanden gibt es nicht. Gott ist aller Menschen Fürsorger. Nur in diesem Sinne wird er im Neuen Testament Vater genannt, so in Matthäus 5;16: „So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Es gibt bei einer Betrachtung der Evangelien keine Zweifel, daß Jesus, der am häufigsten als „des Menschen Sohn“ bezeichnet wird, zwar Gesandter Gottes, ansonsten aber Mensch wie jeder andere ist. Matthäus 8;20 zeigt dies auf: „Jesus sagte zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege.“ Auch der Satz in Matthäus 27;46, den ich jedoch kaum als authentisch betrachten kann, bringt Ohnmacht des Geschöpfes gegenüber dem Schöpfer zum Ausdruck und negiert, würde man ihn als zuverlässige Überlieferung betrachten, jede Möglichkeit einer irgendwie gearteten Einheit zwischen Gott und Jesus, zwischen dem Mächtigen und dem Ohnmächtigen: „Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lama asabthani? das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 5;24 mahnt: „Niemand kann zwei Herren dienen.“ Deshalb finden wir in Matthäus 10;24‑25 die folgende Aussage: „Der Jünger ist nicht über den Meister noch der Knecht über seinen Herrn. Es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr.“ Der Mensch kann also versuchen, sich die Barmherzigkeit Allahs vergegenwärtigend barmherzig zu sein, sich Seine Güte vergegenwärtigend gütig zu sein, und so fort, er kann also dem guten Beispiel seines Herrn nacheifern, aber sein Herr wird stets über ihm stehen. Zu diesem Nacheifern werden wir in Matthäus 5;48 angehalten: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Niemand aber würde sich aufgrund dieser Aufforderung anmaßen, göttliche Vollkommenheit für sich in Anspruch zu nehmen. Auch Jesus hat das nie getan. Im Gegenteil, er verwahrte sich dagegen und mahnte die Leute, nicht ihn zu preisen, sondern Den, Der ihn entsandte. In Sure 5, Al‑Ma'ida, Vers 116 wird uns dies, bezugnehmend auf das Jüngste Gericht, berichtet: „Und als Allah sprach, o Jesus, Sohn der Maria, hast du zu den Menschen gesagt, nehmt mich und meine Mutter zu Göttern neben Allah? Er sagte, gepriesen bist Du, es steht mir nicht an, zu sagen, wozu ich kein Recht habe.“ In Matthäus 10;40 wird uns berichtet, er habe zu seinen Jüngern gesagt: „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ Der parallele Satzbau dieser Stelle zeigt, daß er zwischen Allah und sich als Gesandtem einen ebenso deutlichen Unterschied macht wie zwischen sich und seinen Jüngern. In Matthäus 23;8‑9 gebietet er nach Aussage des Evangeliums seinen Jüngern: „Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder. Und ihr sollt niemand euren Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist." Die Menschen aber, die Jesu Wirken sahen und nicht verstehen konnten, daß Allah    durch ihn wirkte, verdrehten die Sache und machten ihn selbst zum Gott. Dies ist uns in    Lukas 8;39 bezeugt, wo es heißt: „Gehe wie­der heim und sage, wie große Dinge dir Gott getan hat. Und er ging hin und verkündigte durch die ganze Stadt, wie große Dinge ihm Jesus getan hatte.“ Jesus selbst verbot den Menschen, derartig falsches von ihm zu be­haupten. In Lukas 9;20 finden wir einen Hin­weis darauf: „Er aber sprach zu ihnen: Wer saget ihr aber, daß ich sei? Da antwortete Petrus und sprach: Du bist der Christus Gottes! Und er bedrohte sie und gebot, daß sie das niemand sagten.“ Der Text ist zuerst verwirrend. Wieso sollte Jesus den Leuten verbieten, die Wahrheit zu sagen? Das vereinbart sich nicht mit dem in Matthäus 10;26‑36 geforderten Bekennermut. Die Sache wird verständlicher, wenn wir uns die Formulierung in Matthäus 16;16 betrachten, wo die Jesus gegebene Antwort lautet: „Du bist Christus, des lebendigen Got­tes Sohn.“ Er verbietet ihnen also eine solche falsche Behauptung. Mir scheint es aber bei diesen Versen um etwas ganz anderes zu gehen, nämlich um die Frage des verheißenen letzten Propheten, für den manche Jesus halten, was er ihnen untersagt zu behaupten (sie­he Kapitel Prophezeiungen über das Siegel der Propheten Muhammad ‑ Friede über ihn in diesem Buch). Denn in Markus 8;27‑30 herrscht einige Verwirrung darüber, wer Jesus sei (vgl. auch Matthäus 22;41‑46). Wie immer der Sachverhalt auch sei, Jesus hat die Menschen seiner Zeit eindringlich ermahnt, über ihn nichts als die Wahrheit zu sagen, daß er Gottes Gesandter ist, und nichts sonst. Ein weiteres Beispiel dafür haben wir in Lukas 11;27‑28: „Und es begab sich, da er solches redete, erhob eine Frau im Volk die Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast. Er aber sprach: Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.“ Diese Stelle spricht deutlich gegen den vor allem im Katholischen stark verbreiteten Marienkult. Im Deutschland Luthers konnte man den Muslimen vorhalten, sie hätten die Dreieinigkeit falsch verstanden als eine Dreiheit zwischen Gott, Jesus und Maria, wo es doch eine Dreiheit zwischen Gott, Jesus und dem Heiligen Geist sei. Viele Zweige des katholischen Glaubens weisen aber Maria in ihrer Lehre eine weit größere Rolle zu als dem Heiligen Geist. Ihre zentrale Bedeutung und Verehrung als „Mutter Gottes“ im Katholischen tritt am Beispiel der Auseinandersetzung der Römisch-Katholischen Kirche mit dem französischen Erzbischof Lefèvre überaus klar hervor.

Aber zurück zu unserer Bibelbetrachtung. Zahlreiche weitere Stellen belegen, daß Jesus die Menschen nicht seine Göttlichkeit, son­dern sein Menschsein gelehrt hat. In Johannes 5;30 sagt er: „Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Ge­richt ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des, der mich ge­sandt hat." Ähnlich in Johannes 7;16‑18: „Je­sus antwortete ihnen und sprach: Meine Leh­re ist nicht mein, sondern des, der mich ge­sandt hat. Wenn jemand will des Willen tun,       der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede. Wer von sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre;            wer aber sucht die Ehre des, der ihn gesandt            hat, der ist wahrhaftig, und ist keine Unge­rechtigkeit an ihm.“ Johannes 7;28 führt die Dreieinigkeit ad absurdum, denn dort spricht Jesus: „Aber von mir selbst bin ich nicht ge­kommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, welchen ihr nicht kennet.“ So auch in Johannes 8;41‑43, einer Stelle, der wir auch Jesu Ärgernis darüber entnehmen können, daß die Leute ihn mißverstehen: „Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben einen Vater, Gott. Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebetet

ihr mich, denn ich bin ausgegangen und komme von Gott; denn ich bin nicht von mir selber gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum versteht ihr denn meine Sprache nicht? Weil ihr sein Wort nicht könnt hören!“ In Johannes 13;16 hebt er den Unterschied zwischen Gott, der ihn gesandt hat und ihm, dem Knecht Gottes, hervor: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Apostel größer als der, der ihn gesandt hat.“ Diesen Unterschied zwischen Gott und Gesandtem haben wir auch bei Johannes 17;3‑5 vor Augen: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf Erden und vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte. Und nun verherrliche mich du, Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ Jesus hielt sich also offensichtlich an das alttestamentarische Gebot, das in Hosea 13;4 wiedergegeben wird: „Ich aber bin der Herr, dein Gott, von Ägyptenland her, und du solltest keinen andern Gott kennen als mich und keinen Heiland als allein mich.“ Er erliegt nicht der Versuchung, sich selbst zum Gott zu machen; Matthäus 4;10 (desgleichen Lukas 4;8) bezeugt uns dies: „Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben (5. Mose 6;13): »Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen.«“ Doch die Menschen verstehen seine Worte nicht und handeln in seinem Namen, anstatt im Namen Dessen, Der ihn gesandt hat. Johannes 15;20‑21: „Gedenket an mein Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten. Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.“ In Matthäus 7;21‑23 sagt sich Jesus ausdrücklich los von all jenen, die das tun: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch nie gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!" Seine Verärgerung darüber kommt auch in Lukas 6;46 zum Ausdruck, wo steht: "Was heißt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?“

Die Behauptung von der Gottessohnschaft Jesu, die die christliche Kirche heute vertritt, ist also eine freie Erfindung, für die es weder im Alten noch im Neuen Testament eine stichhaltige Grundlage gibt. Hören wir den Qur'an dazu (Sure 9, At‑Tauba, Vers 30): „Und die Juden sagen, Ezra ist der Sohn Allahs, und die Christen sagen, der Messias ist der Sohn Allahs; das ist, was sie mit ihrem Mund daherreden...“ In Sure 112, Al‑Ihlas, lehrt uns Allah die Wahrheit: „Sprich Er, Allah, ist einer, Allah ist der Immerwährende, Er zeugt nicht noch ward Er gezeugt, und keiner ist Ihm ebenbürtig."

 

Die Behauptung von der Kreuzigung Jesu

„...und sie töteten ihn nicht und sie kreuzig­ten ihn nicht, sondern es schien ihnen so. Je­ne, die darüber streiten, sind (selbst) im Zwei­fel darüber. Sie haben darüber kein Wissen, sondern folgen nur der Mutmaßung. Und sie töteten ihn nicht mit Gewißheit, sondern Allah erhöhte ihn zu Sich...“ Sure 4, An‑Nisa', Vers 157‑158, teilt uns die Wahrheit über Jesus mit: daß die Juden Jesus weder töteten noch

kreuzigten, daß sie in dieser Sache kein Wis­sen haben und lediglich annehmen, er sei ge­kreuzigt worden, ohne darüber Gewißheit zu haben, und daß Allah ihn stattdessen vor dem Tod am Kreuze bewahrte und ihn zu Sich er­höhte. Der Kreuzestod ist ein schmachvoller Tod; in Sure 5, Al‑Ma'ida, Vers 33 schreibt Allah diesen Tod jenen zu, die Allah und Seine Gesandten bekriegen. Er wird deshalb Seine auserwählten Gesandten keinen derartigen Tod erleiden lassen. Entsprechend heißt es in 5. Mose 21;22‑23: „Wenn jemand eine Sünde getan hat, die des Todes würdig ist, und wird getötet und man hängt ihn an ein Holz, so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Hol­ze bleiben, sondern du sollst ihn am selben Ta­ge begraben ‑ denn ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott ‑, auf daß du dein Land nicht unrein machst, das dir der Herr, dein Gott, zum Erbe gibt.“ Gott flucht Seinen Propheten nicht, und schon alleine deshalb kann die ganze Sache mit der Kreuzigung Jesu nicht stimmen. Nun behaupten die christlichen Theologen, Gott habe Seinem angeblichen Sohn (siehe vorangehendes Kapitel) geflucht, so daß er für die Sünden der Menschheit büße. Auch dieser Unsinn der Erlösung von der „Erbsünde“ widerspricht dem alttestamentarischen Gesetz. In 5. Mose 24;16 heißt es: „Die Väter sollen nicht für die Kinder noch die Kinder für die Väter sterben, sondern ein jeder soll für seine Sünde sterben.“ Ähnlich lautet Hesekiel 18;20: „Denn nur wer sündigt, der soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Schuld des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Schuld des Sohnes, sondern die Gerechtigkeit des Gerechten soll ihm allein zugute kommen, und die Ungerechtigkeit des Ungerechten soll auf ihm allein liegen.“ Dies deckt sich mit der qur'anischen Aussage, daß niemand die Last eines anderen trägt (Qur'an Sure 6, Al‑An’am, Vers 164; Sure 17, AI‑Isra', Vers 15; Sure 35, Fatir, Vers 18; Sure 39, Az‑Zumar, Vers 7; Sure 53, An‑Nağm, Vers 38.)

Die Unzuverlässigkeit der Bibelüberlieferung

Wer die Bibel aufmerksam liest, wird darin eine Reihe von Widersprüchen und Ungereimtheiten finden. So heißt es zum Beispiel in der Schöpfungsgeschichte (1. Mose 2;2): „So vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.“ In Jesaja 40;28 finden wir hingegen, was mehr mit der Wahrheit in Einklang steht und der Aussage des bekannten Thronverses im Qur'an (aya al‑kursi, Sure 2, Al‑Baqara, Vers 255) entspricht: „Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.“ In zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Kapiteln (1. Mose 1 und 1. Mose 2) finden wir eine unterschiedliche Reihenfolge des Schöpfungsablaufs, selbst die zehn Gebote, der Kern des Gesetzes, kennen in 2. Mose 20 eine andere Fassung als in 5. Mose 5, weder Reihenfolge noch Zeitangaben stimmen beim Geschlechtsregister Jesu in Matthäus 1;1‑17 und Lukas 3;23‑38 überein, und schlägt man die im Neuen Testament vorkommenden Zitate aus dem alten Testament dort nach, so wird man in keinem einzigen der Fälle einen gleichlautenden Wortlaut finden. Es ist augenscheinlich, daß es sich bei der Textsammlung der Bibel nicht um unverfälschtes Gotteswort handeln kann, denn (Sprüche Salomos 30;5‑6): „Alle Worte Gottes sind durchläutert; er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen. Tu nichts zu seinen Worten hinzu, daß er dich nicht zur Rechenschaft ziehe und du als Lügner dastehst.“ Doch die, denen die Schrift gegeben worden war, hielten sich nicht an diese Mahnung, weshalb wir Jeremia (8;8‑11) sprechen hören: „Wie könnt ihr sagen: »Wir sind weise und haben das Gesetz des Herrn bei uns«? Ist's doch lauter Lüge, was die Schreiber daraus machen. Die Weisen müssen zuschanden, erschreckt und gefangen werden; denn was können sie Weises lehren, wenn sie des Herrn Wort verwerfen? Darum will ich ihre Frauen den Fremden geben und ihre Äcker denen, durch die sie verjagt werden. Denn sie gieren alle, klein und groß, nach unrechtem Gewinn; Priester und Propheten gehen alle mit Lüge, um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede." Der Fluch Gottes für jene, die Seine Worte und Seine Schrift verwerfen und für billiges Geld verkaufen, hat sich in der Geschichte erfüllt. Er hat sich für die Juden so erfüllt, wie es in Micha 3;9‑12 nachzulesen ist: „So höret doch dies, ihr Häupter im Hause Jakob und ihr Herren im Hause Israel, die ihr das Recht verabscheut und alles, was gerade ist, krumm macht; die ihr Zion mit Blut baut und Jerusalem mit Unrecht ‑ seine Häupter richten für Geschenke, seine Priester lehren für Lohn und seine Propheten wahrsagen für Geld ‑ und euch dennoch auf den Herrn verlaßt und sprecht: »Ist nicht der Herr unter uns? Es kann kein Unglück über uns kommen«: Darum wird Zion um euretwillen wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden Gestrüpps.“ Doch nicht nur die Juden, auch die Christen gingen mit dem göttlichen Gesetz recht fahrlässig und achtlos um, obwohl ihnen, wie bereits zitiert, in Matthäus 5;17‑19 geboten wurde, das Gesetz bis ins Kleinste zu halten: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz bis daß alles geschehe. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.“ Ein Selbstzeugnis Paulus', auf dessen Lehre die Kirche seitdem aufbaut, soll uns vor Augen führen, daß von diesem soeben zitierten Geist nicht viel übrig geblieben ist: In seinem 1. Brief an die Korinther 9;20‑23 schreibt er: „Den Juden bin ich geworden wie ein Jude, auf daß ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden wie einer unter dem Gesetz ‑ wiewohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin ‑, auf daß ich die, so unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden ‑ wiewohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi ‑, auf daß ich die, so ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich geworden ein Schwacher, auf daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise etliche rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, auf daß ich seiner teilhaftig werde.“ Es soll uns hier nicht um seine Intention gehen, die Heiden um jeden Preis dazu zu bringen, sich zu Christus zu bekennen. Wichtig ist für uns, daß er allen zu Gefallen zu leben versuchte, weshalb es nicht wunder nimmt, daß die meisten christlichen Feste bis heute in ihren Gepflogenheiten heidnischen Ursprungs sind: 1. Paulusbrief an die Korinther 10;32‑33: "Gebet kein Ärgernis weder den Juden noch den Griechen noch der Gemeinde Gottes, gleichwie ich such jedermann in allem zu Gefallen lebe und suche nicht, was mir, sondern was vielen frommt, damit sie gerettet werden.“

 

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