Al-Aqsa
Moschee Die
Ferne Moschee Die
Geschichte der Al-Aqsa Moschee vom ersten bis zum heutigen
Tag Über
dreizehn Jahrhunderte lang wurde ist die Al-Aqsa Moschee in der
muslimischen Welt als drittheiligste Stätte des Islam verehrt. Seit 26
Jahren aber ist schon allein ihre bloße Existenz
bedroht. Worin
besteht die wahre Bedrohung für die Al-Aqsa Moschee
? Wer steckt
dahinter ? Ist der
Plan, auf die Stelle der Moschee den Zweiten Jüdischen Tempel
wiedererstehen zu lassen, nur ein bizarres Hirngespinst, oder Bestandteil
einer ernstzunehmenden Regierungspolitik ? Antworten
auf diese Fragen, ihre geschichtlichen Perspektiven und mögliche
Konsequenzen daraus werden in dieser kurzen Übersicht daraufhin
untersucht, was von vielen Beobachtern als Kernproblem des
Nahost-Konfliktes und als möglicher Katalysator eines Dritten Weltkrieges
betrachtet wird. INHALTSVERZEICHNIS Einleitung: Al-Aqsa Moschee und die islamische
Welt Erstes
Kapitel:
Die Geschichte Palästinas Das
Land der Propheten, Zerstörung des ersten und zweiten Tempels, die Römer,
die Byzantiner, die muslimische Herrschaft, Al-Aqsa Moschee und der
Felsendom. Zweites
Kapitel:
Die Leute der Schrift Die
Kreuzzüge, Nureddin und Salaheddin, die Mamelucken, das Osmanische Reich,
Zionismus und britisches Mandat, Terrorismus und der jüdische
Staat. Drittes
Kapitel:
Die Ferne (AI- Aqsa) Moschee Der
Wiederaufbau des zweiten Tempels, die Niederbrennung der Al-Aqsa Moschee,
Sabotage, Schikanen und das israelische Militär auf dem Tempelberg,
jüdische Kondominium-Festungen und die Intifada; die Ferne
Moschee. Im Namen
Gottes , des Erbarmers , des Barmherzigen Preis
sei dem, der seinen Diener (Mohammad) bei Nacht von der heiligen
Moschee (in Mekka) zur fernsten Moschee (in Jerusalem), die
wir ringsum gesegnet haben, reisen ließ, damit wir ihm etwas von unseren
Zeichen zeigen. Er (Allah) ist der, der alles hört und sieht
. (Koran,
Sure 17: 1) EinleitungÜber
dreizehn Jahrhunderte hinweg ist die Al-Agsa Moschee in der muslimischen
Welt als drittheiligste Stätte des Islam verehrt worden. Es war diese
Moschee, zu der der Prophet Muhammad (Allah segne ihn und schenke ihm
Heil) seine nächtliche Reise von der heiligen Moschee in Mekka aus
unternahm. Und es war diese Moschee, von der aus er (Allah segne ihn
und schenke ihm Heil) emporstieg zur Reise durch die Himmel seines
Herrn. Dreizehn
Jahrhunderte lang hat die Al-Agsa Moschee das Bild der heiligen Stadt
Jerusalem und das Leben in ihr bestimmt. Dreizehn
Jahrhunderte hindurch war sie ein Zentrum der Wallfahrt für Muslime aus
der ganzen Welt. Seit zwanzig Jahren aber ist allein schon ihre bloße
Existenz bedroht. Diese
Publikation - und das dazu erhältliche Videoband - soll die
geschichtlichen Ereignisse erhellen, die zu der heutigen Situation geführt
haben, und sie soll gleichzeitig die muslimische Sichtweise deutlich
machen. ERSTES KAPITELDIE
GESCHICHTE PALÄSTINAS Palästina
ist das Land der Propheten – reich an Geschichte, der Geschichte von
Generationen von Gläubigen, die dort lebten und ihren Gottesdienst
verrichteten, die dort kämpften und starben in der Verteidigung ihres
Glaubens und zum Lobpreis ihres Herrn. Vor
ungefähr viertausend Jahren kam der Prophet Abraham (Allah schenke ihm
Heil) in das Land Kanaan. Er besaß einen reinen, wahrhaftigen und
unverfälschten Glauben, unterwarf semen Willen einzig und allein Gott und
gesellte Ihm nichts bei.Von seinen Söhnen Ismail und Isaak stammen zwei
großartige Gemeinschaften von gläubigen Menschen ab. Diese
Nachkommenschaft Abrahams ist vergleichbar mit zwei Flüssen, die einem
einzigen gemeinsamen See entspringen. Abraham am nächsten aber waren stets
diejenigen, die treu seinem Weg folgten. Sechs
Jahrhunderte danach erweckte der Prophet Moses (Allah schenke ihm
Heil) die Lehre Abrahams wieder zum Leben und führte sein Volk, die
Nachkommen Isaaks, aus der ägyptischen Gefangenschaft. Ihr Ziel war
Palästina, das Land Kanaan. Zweihundert
Jahre später vereinte der Prophet David (Allah schenke ihm Heil)
die versprengten Stämme Israels. Er erwählte Jerusalem zu seiner
Hauptstadt. Es heißt, daß er die Bundeslade besaß. Der Prophet Salomo
(Allah schenke ihm Heil) erbte das Königreich Davids und errichtete
Befestigungsanlagen und einen Tempel als Gebetsstätte auf dem Hügel Moria,
der schon seit Urzeiten als Anbetungsstätte Gottes geachtet worden
war. Im Verlaufe
des Machtkampfes nach dem Tode Salomos spaltete sich das Königreich in
Israel im Norden und das kleinere Judäa mit Jerusalem im Süden. Nach
zweihundert Jahren erbitterter Rivalität zwischen den beiden Königreichen
wurde Israel von den Assyrern besetzt, und Judäa fand sich plötzlich
wieder in der Rolle des einzigen Nachfolgestaates der israelitischen
Nation. In dem
Haus, welches Salomo als Gebetsstätte eingerichtet hatte, entstand eine
Art Tempelkult. Ausgefeilte Rituale und eine bezahlte Priesterschaft
hielten Einzug. Befürworter einer Rückkehr zur reinen Lehre Moses wurden
geschlagen und ins Exil gejagt. Unter dem Volk machten sich Morallosigkeit
und Ungerechtigkeit breit. In jener Zeit wurde die Zerstörung des Tempels
und der Stadt Jerusalem prophezeit. Im Jahre
586 v. Chr. marschierte Nebukadnezar in Jerusalem ein. Der Tempel wurde
gebrandschatzt und anschließend dem Erdboden gleichgemacht. Auch der
königliche Palast und all die großartigen Bauten wurden niedergerissen,
die Bevölkerung in Ketten nach Babylon verschleppt. Und auf seinem langen
Marsch ins Exil beklagte das Volk sein Schicksal: "Hätten wir
uns doch dem Willen Gottes gefügt und voll Demut seinen Lobpreis gesungen,
so wären wir euch nicht in die Hände gefallen." Judäa verging - und mit
ihm vierhundert Jahre Herrschaft des Hauses David. Bereits 536
v. Chr. besiegten die Perser Babylon und ermutigten die Deportierten zur
Rückkehr in ihre Heimat. Man begann mit dem Bau des zweiten Tempels, und
nach 20 Jahren war er fertig. Nach zweihundert relativ friedlichen Jahren
eroberten die Griechen Jerusalem. Sie versuchten das Land zu
hellenisieren, widmeten den zweiten Tempel Zeus, opferten Schweine auf
seinem Altar und lösten damit eine Revolte aus. Im Jahr 164 v. Chr.
besetzten makkabäische Juden den Hügel Moria und weihten den Tempel neu.
Nach hundert Jahren jüdischer Herrschaft aber lag die Gemeinschaft, die
sie gegründet hatten, aufgrund bösartiger Rivalitäten wieder am
Boden. Im Jahr 63
v. Chr. wurde Jerusalem von den Römern überrannt. Herodes wurde zum König
von Judäa ernannt. Er ließ die letzten Makkabäer abschlachten und ordnete
eine verschwenderische Wiederherstellung und Erweiterung des Tempels an.
Es folgte eine Zeit öffentlicher Unruhen, ausgelöst durch Kämpfe zwischen
Pazifisten und Zeloten, und wiederholtem Aufruhr gegen die römischen
Besatzer. Inmitten dieses Chaos begann Jesus von Nazareth (Allah
schenke ihm Heil) seine Lehre zu predigen. Sein Bemühen, das Volk zu
einer Rückkehr zur reinen Lehre Abrahams und Moses zu bewegen, wurde von
den Machthabern als subversiv angesehen. Er wurde angeklagt und zum Tode
verurteilt; "doch weder erschlugen, noch kreuzigten sie ihn, vielmehr
erschien er ihnen nur so. " (Koran 4:157) Jahre
später nahmen jüdische Zeloten den Tempelberg ein und töteten die
römischen Truppen, die sich im Palast des Herodes befanden. Nach drei
Jahren Revolte belagerte der Römer Titus Jerusalem. Schließlich fiel der
mit aller Gewalt verteidigte Tempel, und mit ihm die ganze Stadt. Um den
Sieg endgültig zu machen, befahl Titus im Jahre 70 der christlichen
Zeitrechnung, den Tempel des Herodes dem Erdboden gleichzumachen. Auf den
Ruinen der Stadt Jerusalem wurde eine neue römische Stadt mit dem Namen
Aelia erbaut. Ein Tempel zu Ehren Jupiters entstand. Im Jahre 324 n. Chr.
marschierte der oströmische Kaiser Konstantin in Aeha ein. Er stellte die
Stadtmauer wieder her, richtete die Grabeskirche ein und gab die Stadt für
den christlichen Pilgerverkehr frei. Nach fast
dreihundert Jahren christlicher Vorherrschaft fiel Jerusalem erneut
Plünderungen zum Opfer, diesmal durch die Hand sassanidischer Perser. Die
Christen wurden umgebracht und ihre heiligen Stätten zerstört. Fünfzehn
Jahre später wurden die Perser vertrieben und die byzantinische Herrschaft
wieder hergestellt. Es wurden Versuche unternommen, die Stadt wieder
aufzubauen. Jedoch die
Würfel waren gefallen: Knapp eintausend Kilometer weiter südlich hatte
sich Mekka gerade einer weitaus dynamischeren und auch erbarmungsvolleren
Macht ergeben, die mit unvorhersehbarer Geschwindigkeit nach Norden drang.
. Schon bald überwand sie das gesamte byzantinische Reich, und was sie mit
sich führte war die reine Form der Lehre Abrahams, der Weg, der Muhammad
(Allah segne ihn und schenke ihm Heil) offenbart worden war: der
Islam. Im Jahre
638 n. Chr. fanden tausend Jahre permanenter religiöser Verfolgung und
Unterdrückung in Jerusalem ihr Ende, als Umar Ibn AlKhattab, der zweite
Kalif des Islam, Al-Quds betrat. Die Bewohner Jerusalems übergaben ihm
bereits nach kurzer Belagerung die Stadt. Ihnen lag daran, ihre
byzantinischen Machthaber loszuwerden, und ihnen war sowohl das gemeinsame
Erbe mit den Arabern, den Nachfahren Ismaels, als auch der nachsichtige
und barmherzige Charakter der Muslime wohl bekannt: Ihre
einzige Übergabebedingung war, die Konditionen ihres Anschlusses an das
islamische Reich mit dem Kalifen Umar persönlich
auszuhandeln. Umar betrat
die Stadt zu Fuß. Es gab kein Blutvergießen, keinen Mord. Wer die Stadt
verlassen wollte, konnte dies ungehindert tun, mit all seinem Hab und Gut.
Wer es vorzog zu bleiben, dem wurde Schutz seines Lebens, seines Besitzes
und seiner religiösen Kultstätten garantiert. Es wird überliefert, daß
Umar den Bürgermeister der Stadt, Sophronius, nach der Niederschrift der
Übergabebedingungen darum gebeten hat, ihn zum Tempel Davids zu führen.
Viertausend Gefährten des Propheten begleiteten die beiden. Als sie das
Gelände des Tempelberges erreicht hatten, fanden sie es mit Trümmern
übersät. Umar begab sich zur westlichen Seite des heiligen Bezirkes, nahm
seinen Mantel ab, breitete ihn aus und füllte ihn mit Schutt. Seine
Begleiter folgten seinem Beispiel. Auf diese Art trugen sie den Schutt
Stück für Stück davon, bis der ganze Platz, auf dem heute die Al-Aqsa
Moschee steht, freigeräumt war. Die gesamte
Fläche des Haram rich-Scharif, des geheiligten Bezirkes, betrug mehr als
14 Hektar. Im Zentrum lag der große Felsen, von dem aus der Prophet seine
Himmelsreise angetreten hatte, und der zugleich Bezugspunkt für die erste
Gebetsrichtung, die erste Qibla, gewesen war. Der Felsen war freigelegt
und der Boden gereinigt. Es wurde vorgeschlagen, die Muslime sollten sich
nördlich des Felsens zum Gebet aufstellen, um ihn bei der Ausrichtung des
Gebetes (nach Süden, in Richtung Mekka) in die Qibla mit einbeziehen zu
können. Umar lehnte diesen Vorschlag ab, verrichtete das Gebet südlich des
Felsens, unmittelbar vor der südlichen Mauer des Tempelberges, und entzog
so künftiger Verwirrung bezüglich der Gebetsrichtung jegliche
Grundlage. Dort, wo
heute die Al-Aqsa Moschee steht, entstand eine riesige Holzmoschee, in der
an die dreitausend Gläubige Platz finden konnten. Fünfzehn
Jahre danach, gegen Ende des siebten Jahrhunderts, fiel dem
Umayyadenkalifen Abdul-Mafk ibn Marwan die ehrenvolle Aufgabe zu, den
Felsen mit einem der schönsten und dauerhaftesten Kuppelbauten überhaupt
zu versehen. Der "Felsendom" schmückt bis heute die Silhouette Jerusalems,
und sein Anblick weckt schönste Erinnerungen in all jenen, die ihn besucht
haben. Er legt Zeugnis ab für die Hochachtung und Liebe, die die Muslime
für diese Stätte empfinden. Thabit
al-Bunani berichtet von Anas, er habe den Gesandten Allahs (Allah segne
ihn und schenke ihm Heil) sagen gehört: „Al-Buraq wurde mir gebracht, ein Reittier,
weiß und schlank, größer als ein Esel, aber kleiner als ein Maultier, und
ein Schritt von ihm reicht so weit wie der
Blick. Ich
stieg auf und erreichte Jerusalem. Ich band es an den Ring, den die
Propheten benutzt haben. Ich betrat die Gebetsstätte, betete zwei Raka’a
und verließ den Ort. Gabriel brachte mir eine Schale Wein und eine Schale
Milch. Ich entschied mich für die Milch, und Gabriel sagte: ‚Du hast die
wahre Religion gewählt.’ Daraufhin wurden wir in den Himmel
emporgehoben.“ Dieser
Bericht steht im Werk der Überlieferungen von
Muslim. Nach der
Fertigstellung des Felsendomes begannen weitere Bauarbeiten am Südende des
heiligen Bezirkes, dort, wo die Holzmoschee gestanden hatte. Eine
großzügig angelegte Versammlungsmoschee entstand, die Raum für 5000
Muslime bot. Obwohl
dieser Bau als Al-Aqsa Moschee bekannt wurde, gilt genaugenommen der
gesamte Haram asch-Scharif als "die ferne Moschee" Ebenso gilt alles, was
er in seinen Grenzen umschließt, als unverletzlich. Darauf
folgten fünf Jahrhunderte des Friedens, der Gerechtigkeit und des
Wohlergehens unter islamischer Regierung. Der Haram
asch-Scharif wurde zu einer Stätte der Bildung. Gelehrte aus aller Welt
kamen, um in der Al-Aqsa Moschee ihren Gottesdienst zu verrichten und die
Einrichtungen des heiligen Bezirkes für Studium und Lehre zu nutzen.
In jener Zeit wurden die Gebote des Korans zur Achtung der "Leute der
Schrift" durchweg befolgt - mit Ausnahme einer kurzen Zeitspanne unter dem
Fatimiden Hakim, in der es den Muslimen eben so schlecht erging wir den
Christen und Juden. "Und wir
haben Moses die Schrift gegeben und sie seinerzeit zu einer Rechtleitung
für die Kinder Israels gemacht: Nehmt
außer Mir keinen Sachwalter, die ihr die Nachkommen derer seid, die Wir
einst mit Noah in Sicherheit brachten. Er war ein dankbarer Diener
Gottes. Und Wir
haben für die Kinder Israels in der Schrift die Entscheidung
getroffen: "Ihr
werdet zweimal auf der Erde Unheil anrichten, und ihr werdet sehr mächtig
sein. Wenn nun die Drohung vom ersten Mal in Erfüllung geht, schicken Wir
Diener von Uns, die über eine gewaltige Kampfkraft verfügen, gegen euch.
Sie dringen dann bei euch ein. Das ist eine Drohung, die wahr gemacht
wird." (Koran,
Sure 17: 2 - 5) ZWEITES KAPITELDIE LEUTE
DER SCHRIFT Im Jahre
1078 nahmen seldschukische Türken Jerusalem ein. Während ihrer etwa
zwanzigjährigen Machtausübung wurden die Rechte christlicher Pilger,
ebenso wie die Rechte aller anderen auch, regelrecht mit Füßen getreten.
Die Ursache dafür warm in erster Linie interne
Rivalitäten. Am
27.November 1095 rief Papst Urban II, unter dem Vorwand, die Rechte der
Pilger wiederherstellen zu müssen, zum ersten Kreuzzug auf.
Hunderttausende von Christen wurden zur Verteidigung ihres Glaubens
mobilisiert. Unter dem
Deckmantel der Religion, und angetrieben durch die Aussicht auf Abenteuer
und reiche Beute, machte sich eine Lumpenarmee aus Rittern, Fußvolk, alten
Männern, Frauen und Kindern auf den Weg, und marschierte durch ganz Europa
auf ihr Ziel und ihre Bestimmung zu: die heilige Stadt
Jerusalem. Nach drei
Jahren des Marsches und verheerendem Chaos, das sich meist auf die eigenen
Glaubensbrüder und gegen die unglückseligen Börsen der Juden, die zufällig
ihren Weg kreuzten, richtete, erreichte nur ein Bruchteil der ursprünglich
aufgebrochenen Kreuzfahrer das Ziel. Nur etwa ein Zehntel von ihnen
gelangte am Morgen des 7. Juni 1099 vor die Tore Jerusalems. Zur Zeit
ihrer Ankunft aber war die Stadt groteskerweise bereits wieder in den
Händen der Fatimiden, und die Rechte der christlichen Pilger waren
wiederhergestellt. Nach einer
fünfwöchigen Belagerung wurde die Stadt dennoch gestürmt. Die Kreuzfahrer
liefen Amok. Innerhalb von zwei Tagen schlachteten sie 40.000 Männer,
Frauen und Kinder in den Straßen, Häusern und Moscheen von Jerusalem
dahin. Muslimische
Soldaten, denen auf dem Gelände der Al-Aqsa Moschee Amnestie gewährt
worden war; liefen in die Falle und wurden dort buchstäblich abgemetzelt.
Die Juden der Stadt wurden bei lebendigem Leibe, mitsamt ihrer Synagoge,
in der sie Zuflucht gesucht hatten, verbrannt. Die Al-Aqsa Moschee und der
Felsendom wurden geplündert. Ein goldenes Kreuz wurde auf die Spitze des
Felsendoms gepflanzt, und man nannte ihn von da an "Templum Domini", die
Al-Aqsa Moschee "Templum Salomonis". In ihrem Wahn, den Glanz des Haram
asch-Scharif mit ihrem eigenen Erbe zu verknüpfen, löschten die Eroberer
jede Spur aus, die auf einen islamischen Ursprung schließen ließ. Im
Felsendom wurden Korankalligraphien zugekleistert. In den Felsen wurden
Stufen gehauen, die zu einem neu errichteten Altar führten. Stücke vom
Felsengestein wurden mit Gold aufgewogen. Aus der Moschee machte man einen
königlichen Palast, nebst Hauptquartier und Baracken für die "Ritter vom
Tempelorden". Das gewaltige unterirdische Gewölbe im Osten des Al-Aqsa
Areals wurde zu einer Stallung für 400 Pferde. All dies
blieb jedoch nicht völlig unbemerkt von den Muslimen außerhalb Jerusalems.
Im Jahre 1146 beauftragte Nureddin Mahmud ibn Zengi, der Herrscher von
Aleppo, mehrere Handwerksmeister mit dem Bau eines unübertrefflichen
Mimbars aus Zedernholz. Dieser Mimbar sollte an dem Tag, an dem die
Kreuzfahrer aus Al-Quds vertrieben würden, in der Al-Aqsa Moschee
aufgestellt werden. Mit der ihm eigenen Mischung von staatsmännischem
Geschick, Frömmigkeit, Bescheidenheit und Ehre, schaffte es Nureddin, die
syrischen Muslime zu einer Streitmacht zu vereinigen, die in der Lage war,
gegen ihre Feinde einen Dschihad zu entfesseln. Doch erst seinem
Heerführer und Nachfolger Salaheddin war der Sieg vergönnt. Salaheddin war
äußerst großzügig und hielt sich von Luxus und Prunk fern. Er war gnädig
mit den Besiegten, aber auch erbarmungslos mit jedem, der den Propheten
und den Rechten Weg verleumdete. Am
2.Oktober 1187, dem 27. des Monats Radschab, an dem die Muslime die
Himmelsreise des Propheten (Allah segne ihn und schenke ihm Heil)
feiern, zog Salaheddin nach zwölftägiger Belagerung in Jerusalem ein. Es
gab weder Blutvergießen noch Massaker. Wer die Stadt verlassen wollte,
konnte dies tun, mit all seinem Hab und Gut. Denjenigen, die bleiben
wollten, sicherte man den Schutz ihres Lebens, ihres Besitzes und ihrer
Gebetsstätten zu. Die Weisheit Umars wurde beachtet und das islamische
Recht wieder eingeführt. Das Kreuz wurde vom Felsendom heruntergenommen,
die Al-Aqsa Moschee mit Rosenwasser gereinigt und ihrer ursprünglichen
Nutzung zugeführt. Der großartige Mimbar, den Nureddin vierzig Jahre zuvor
in Auftrag gegeben hatte, wurde aufgestellt. Nach 88 Jahren der
Unterjochung konnten die Muslime wieder ein Freitagsgebet in der "Fernen
Moschee" abhalten. Die
Kreuzfahrer trugen Trauer. In ganz Europa suchten sie Hilfe, um Jerusalem
wieder in die Hände bekommen zu können. Und schon bald waren sie wieder
da, um die muslimische Küstenfestung von Akka zu belagern. Im Frühjahr
1191 gesellte sich Richard Löwenherz zu den Belagerern. Im Juli desselben
Jahres ergab sich die Stadt in die Hände der Kreuzfahrer. 2700 Soldaten
des Islam wurden mit ihren Familien vor der Stadtmauer zusammengetrieben
und umgebracht. Ein Jahr lang versuchte Richard vergeblich sich eine
Ausgangsbasis zur Wiedereroberung Jerusalems zu erkämpfen. Schließlich gab
er auf und ging nach England zurück. Mit Ausnahme der Küstenregion
Palästinas wurde Salaheddins Autorität überall im Land bestätigt, und den
Christen wurde nach wie vor das Recht eingeräumt, in ihren heiligen
Stätten Gottesdienste abzuhalten. Die
folgenden Jahrhunderte standen unter der energischen Herrschaft der
Mamelucken und brachten die endgültige Vertreibung der Kreuzfahrer und
erfolgreichen Widerstand gegen das Vordringen der Mongolen. So gefürchtete
Gegner die Mamelucken in der Schlacht waren, so tüchtig planten und
arbeiteten sie zum Wohle der Allgemeinheit. Aus dieser Zeit stammen die
vier Minarette an der Nord- und Westseite des Moscheebezirkes, die
gewölbten Mawazin, die den Felsendom umgeben, sowie vier Medressen, die
auf dem Gelände des Haram asch-Scharif Scharif eingerichtet wurden, und
eine Stiftung zum Unterhalt von Moschee und
Felsendom. Nach einer
Herrschaft von fast dreihundert Jahren verfiel die Macht der Mamelucken.
Bis zum frühen 16. Jahrhundert wurden sie von den osmanischen Türken
verdrängt, die sich ein Großreich schufen, welches Konstantinopel,
Damaskus, Kairo, Mekka, Medina und Jerusalem mit einschloß. Als im Jahre
1517 der osmanische Sultan Selim in Jerusalem einzog, wurden ihm die
Schlüssel zur Al-Aqsa Moschee und zum Felsendom anvertraut. Eine
Delegation christlicher Kleriker zeigte Selim eine Schriftrolle mit dem
von Umar handschriftlich verfaßten Vertrag, in welchem ihnen die Rechte
über die Grabeskirche und andere heilige Stätten der Christen garantiert
wurden. Selim drückte sie an sich, küßte sie und versprach, er werde Umars
Wort achten. Selims Sohn
Sulaiman al-Qanuni, in Europa bekannt als Sulaiman der Große, vereinte
sein Reich zur größten Weltmacht des 16. Jahrhunderts. Gestützt auf seine
nahezu unerschöpflichen Mittel, restaurierte und erneuerte er ganz
Jerusalem, zog neue Stadtmauern mit neuen Toren und Türme und erbaute
Aquädukte. Sein berühmtestes Geschenk an Jerusalem war jedoch die
atemberaubend schöne Verzierung des Felsendomes. 40.000 Kacheln wurden mit
de unnachahmlichen Fertigkeit persischer Meister gebrannt und an der
Außenfassade des Felsendomes angebracht, gekrönt von einer gekachelten
Kalligraphie der Sure "Ya-Sin". Diese brillante Hingabe vollkommener
Ästhetik zum Lobpreise der göttlichen Offenbarung machte den Felsendom zu
einem Meilenstein sakraler Architektur. Dies war
der Höhepunkt des osmanischen Reiches. Doch schon bald verschlechterte
sich die Lage. Die Schwäche der Zentralregierung führt zum Aufkeimen des
Regionalismus. Beamtenbestechung war an der Tagesordnung. In militärischen
und politischen Institutionen sowie an den Fronten begann es zu bröckeln.
Die westlichen Mächte sahen beglückt dem Kollaps des osmanischen Reiches
und der Verteilung der notwendigerweise daraus entstehenden Beute
entgegen, nachdem sie so viele Jahre lang in ihrer Macht eingeschränkt
gewesen waren. In bezug
auf Jerusalem begannen sich ihre Wünsche im 19. Jahrhundert zu erfüllen.
Europäische Konsulate wurden in der Altstadt eröffnet, um den Einfluß aus
dem Ausland fest zu etablieren. Inzwischen wurde eine neue politische
Bewegung aufgebaut, die innerhalb Palästinas ihre Machtstellung auf- und
ausbauen sollte: der säkulare Zionismus. Die
europäischen Zionisten schufen genügend Verwirrung, um die Kritik der
Weltöffentlichkeit an ihren nationalistischen Zielen im Nahen Osten
erfolgreich von sich abzuwenden. Sie leugneten die prophetische
Offenbarung, benutzten sie jedoch gleichzeitig als Basis für ihre
Forderung nach Errichtung eines jüdischen Staates im Heiligen Land. Jeden
Protest gegen ihre despotischen Aktionen brandmarkten sie als
Antisemitismus, während sie gleichzeitig eine Politik betrieben, deren
Ziel die rücksichtslose Vertreibung der semitischen Araber war. Auf diese
widersprüchliche Grundlage bauten die Zionisten eine erfolgreiche Kampagne
zur Gewinnung internationaler Sympathie und Unterstützung für ihr bizarres
Konzept eines zugleich säkularen und jüdischen Staates in Palästina. Die
osmanische Souveränität geriet damit in ernsthafte Gefahr, und mit ihr die
Kontrolle der Gläubigen über die heilige Stadt
Al-Quds. Als nach
der Kapitulation der Osmanen im Jahre 1917 britische Streitkräfte in
Jerusalem Einzug hielten, war es nur noch eine Frage der Zeit, wann die
Pläne der Zionisten in die Tat umgesetzt würden. Eine im selben Jahr
abgegebene Erklärung des britischen Außenministers Lord Balfour
unterstützte öffentlich die Idee einer jüdischen Heimstatt in Palästina.
Das britische Mandat von 1920 schuf die dafür notwendigen Strukturen. Aber
der ursprünglich für eher passiv und politisch genehm gehaltene
Bundesgenosse im Nahen Osten erwies sich bald als überraschend ungeduldig
und gewalttätig. Zionistisch motivierter Terrorismus, vereint mit
wirtschaftlichem Druck, sorgte schließlich dafür, daß die Briten 1948 das
Land verließen. Ein übereilt vorgelegter UN-Vorschlag zur Schaffung eines
unabhängigen jüdischen neben einem arabischen Staat in Palästina führte
sofort zur Eskalation der Feindseligkeiten. Zwei
jüdische Terrororganisationen - "Irgun" und die "Stern" - Bande ließen
einen Terror und Nervenkrieg anlaufen, der darauf abzielte, die Araber zu
vertreiben. Ihre gemeinsamen Aktionen gipfelten im Kommandounternehmen von
Deir Yasin, (in dessen Verlauf 250 Männer, Frauen und Kinder des
gleichnamigen Dorfes hemmungslos abgeschlachtet wurden), und war als
abschreckendes Beispiel für das gedacht, was anderen Dörfern in Palästina
drohte. Am 14. Mai
1948 rief David Ben Gurion den Staat Israel aus. Der Mangel an Einigkeit
unter den arabischen Nationalstaaten während des folgenden
arabisch-israelischen Krieges führte zu schlimmen Verlusten. Als die
Feindseligkeiten 1949 eingestellt wurden, waren über 700.000 Araber aus
ihrer Heimat vertrieben worden. Das
Kreuzfeuer von Mörsern und Bomben hatte sowohl die Al-Aqsa Moschee als
auch den Felsendom beschädigt. Die Altstadt von Jerusalem jedoch blieb
innerhalb der alten Stadtmauern nach wie vor in den Händen der
Araber. Nachdem die
erste Etappe ihres nationalistischen Planes erreicht war, richteten die
Israelis ihren begierigen Blick auf den Gazastrifen und die West Bank. Die
eigentlich ersehnte Beute, Ostjerusalem und sein Juwel, der Haram
asch-Scharif, lag außer Reichweite und doch in qualvoller Nähe. So nahmen
die Israelis den nächsten Schritt ihres Planes in Angriff die Einnahme von
Al-Quds. Im Jahre
1967 bot sich ihnen die Gelegenheit dazu. Im Schatten des Getöses
launenhafter Gesänge des arabischen Nationalismus bereitete Israel
sorgfältig seinen Angriff vor. Am 7. Juni schlug es los und brachte
Al-Quds in seine Hände. Israelische Panzer und Soldaten drangen in den
Heiligen Bezirk ein. Das maghrebinische Viertel wurde dem Erdboden
gleichgemacht. Zwei Moscheen und 135 Wohnhäuser wurden von Planierraupen
eingeebnet; 650 Muslime standen auf der Straße. Die West Bank und
Gazastreifen wurden besetzt, was zu einer demographisch unhaltbaren Lage
führte, die Israel in den folgenden Jahren zu verzweifelten und
abscheulichen Maßnahmen der Unterdrückung zwingen sollte. Jerusalem wurde
annektiert. Lediglich der Haram asch-Scharif wurde den Muslimen
zurückgegeben - dank der Gnade Gottes, und weil die Juden ein Einsehen in
seine Bedeutung für die Muslime hatten, vor allem aber auch, weil sie
erkannten, daß die Muslime bereit waren, ihn um jeden Preis zu
verteidigen. "Hierauf
lassen Wir euch gegen sie wieder die Oberhand gewinnen, versorgen euch
reichlich mit Vermögen und Söhnen und geben euch ein stärkeres Aufgebot.
Wenn ihr Gutes tut, tut ihr es für euch selber, und ebenso, wenn ihr Böses
tut. Und wenn
.die Drohung vom letzten Mal in Erfüllung geht, sollen sie euch schlimm
mitspielen und die Heilige Stätte (in Jerusalem) betreten, wie beim ersten
Mal, und völlig zugrunde richten, was sie in ihre Gewalt bekommen.
Vielleicht wird sich euer Herr über euch erbarmen. Wenn ihr euch aber
wieder so verhaltet wie vorher, tun auch Wir es. Und wir
haben die Hölle zu einem Gefängnis für die Ungläubigen gemacht
". (Koran,
Sure 17: 6 - 8) DRITTES KAPITELDIE FERNE
(Al Aqsa) MOSCHEE Mit der
Eroberung Jerusalems schien nun alles am rechten Platz zu sein, um den
Nationaltraum der Juden in die Tat umzusetzen: die Wiedererrichtung des
Zweiten Tempels, wofür in den letzten 1900 Jahren jeder fromme Jude mit
den Worten "... auf daß in unseren Tagen der Tempel möge erbaut werden",
gebetet hatte. Nun müßte
sich nach der Halacha, dem jüdischen Rechts- und Sittenkodex, nur noch die
entscheidendste Voraussetzung für den Wiederaufbau des Tempels erfüllen:
das Erscheinen des Messias. Allerdings
hatten die Forderungen des jüdischen Rechts die säkularen Zionisten noch
nie von etwas abgehalten. Ganz besonders galt dies, wenn es sich um etwas
Verbotenes handelte, was sie selbst jedoch begehrten, wie eben zum
Beispiel ein fantastisches Symbol zur Rechtfertigung des jüdischen
Nationalismus mitten in Jerusalem, anstelle des glänzenden Zeugnisses
muslimischer Existenz in ihrer Mitte. Ein zweiter Tempel würde sich auch
als Objekt jüdischer Gottesverehrung gut machen, gerade so, wie es vor
seiner Zerstörung gewesen war. Ein Modell
des Tempels gab es zu dieser Zeit bereits, errichtet noch vor dem
Sechstagekrieg auf dem Gelände des Holy Land Hotels in Westjerusalem. Die
einzigen Hindernisse auf dem Wege zur Verwirklichung der architektonischen
Träume der Zionisten waren nur noch: - die
internationale Anerkennung des muslimischen Besitz- und Verfügungsrechtes
über den Haram asch-Scharif; - das
Vorhandensein der Al-Aqsa Moschee und des Felsendomes auf dem
Tempelberg; - die
Wachsamkeit von 600 Millionen Muslimen, die den Heiligen Bezirk als die
drittheiligste Stätte des Islam betrachten. Um einen
Anspruch auf den Haram ash-Scharif als jüdische Gebetsstätte außer Frage
zu stellen, begannen extremistische Gruppen innerhalb des Heiligen
Bezirkes jüdische Gottesdienste abzuhalten, obwohl das Oberrabinat
verboten hatte, auch nur einen Fuß auf das Gelände zu setzen - aus Furcht,
es nach dem jüdischen Gesetz seiner Heiligkeit zu
berauben. Aus Furcht
vor Vergeltung seitens der Muslime verbot der israelische
Generalstaatsanwalt im Frühjahr 1969 derartige
Aktionen. Vier Monate
später stand die Al-Aqsa Moschee in Flammen. Der gesamte Südflügel brannte
nieder. Die Feuerwehr in Jerusalem und der West Bank reagierte zwar auf
den Feueralarm, aber sie kam zu spät. Die Behebung des bis dahin
entstandenen Schadens sollte zwanzig Jahre vereinter Anstrengungen kosten.
Als das Feuer gelöscht war, lagen die Qiblawand, Mihrab und Kuppel in
Schutt und Asche - und mit ihnen jener Mimbar, den Nureddin mehr als 800
Jahre zuvor in Arbeit gegeben hatte, und der dann von Salaheddin, nach der
Vertreibung der Kreuzfahrer, in der Moschee aufgestellt worden
war. Ein
australischer Besucher eines küstennahen Kibbuz wurde noch in derselben
Nacht wegen Brandstiftung verhaftet. Die Reaktion der islamischen Länder
kam schnell und in außerordentlich scharfer Form. In Jerusalem wurde zu
Proteststreiks und Demonstrationen aufgerufen. Weitere Aufrufe folgten in
der gesamten muslimischen Welt. Der Sicherheitsrat der UNO berief eine
Krisensitzung ein. Die Kontrolle Israels über Jerusalem wurde in Frage
gestellt. Der Vertreter Israels bei den Vereinten Nationen gab der
Öffentlichkeit die Position seines Landes zur Frage des Wiederaufbaus des
Tempels bekannt: "Nach der
Halacha wird der Tempel wiedererrichtet, wenn der Messias erscheint. Es
ist deshalb unvorstellbar, daß wir selbst irgendwelche Pläne - für den
Wiederaufbau des Tempels verfolgen." Dem australischen Brandstifter wurde
indes von einem israelischen Gericht Unzurechnungsfähigkeit zugebilligt,
und das trotz seines entwaffnend rationalen Prozeßverhaltens und dem
Beweis, daß er nicht alleine gearbeitet hatte. Nach einer Behandlung in
Israel kehrte er nach Australien zurück. Noch zwei
Jahrzehnte später dauern die Restaurationsarbeiten an den Brandschäden an.
Trotz der Unterstützung durch Muslime in aller Welt und internationaler
Anerkennung für die ausgezeichnete Leistung haben die Renovierungsarbeiten
seit 1969 den Gottesdienst in der Al-Aqsa Moschee stark behindert, und
noch ist kein Ende in Sicht. Währenddessen gingen die Versuche, jüdische
Gottesdienste innerhalb des Moscheebezirks abzuhalten, unverhohlen weiter.
Im Jahre 1976 passierte ein Gesetz, das dies legalisierte, den Obersten
Gerichtshof Israels. Als daraufhin muslimische Jurastudenten
Demonstrationen organisierten und Angehörige der kommunalen Gerichtshöfe
in der West Bank ihre Ämter niederlegten, mußte das Gesetz schließlich
widerrufen werden. Bereits zwei Jahre später liefen jedoch erneut Versuche
an, derartige Gottesdienste im Heiligen Bezirk fest zu
etablieren. Im
September 1979 versuchten fünfzehn jüdische Extremisten Muslime an der
Teilnahme am Freitagsgebet zu hindern. Sie blockierten einen der Zugänge
zum Haram rich-Scharif indem sie eine Schußwaffe auf einen muslimischen
Wachmann richteten. Im Mai 1981
wurde wegen jüdischen Festivitäten verboten, vom Minarett über der
westlichen Mauer aus zum Gebet zu rufen. Im darauffolgenden Monat reichte
der Hakam der Klagemauer beim Minister für religiöse Angelegenheiten eine
Petition zur Erlaubnis des (jüdischen) Gebetes in der Al-Aqsa Moschee
ein. Das Jahr
1981 führte zu einer Eskalation der Schikanen und Sabotageakte. Im August
schwebte ein israelischer Helikopter in Tiefflug über der Al-Aqsa Moschee
und verhinderte so, daß die Moscheebesucher die Freitagsansprache hören
konnten. Im selben Monat wurde ein unterirdischer Gang entdeckt, den
Arbeiter des Religionsministeriums durch den Tempelberg bis zur westlichen
Mauer getrieben hatten. Aufgrund der politischen Brisanz dieser Entdeckung
ließ die Regierung den Stollen sofort versiegeln. Ungeachtet
der Warnungen israelischer Archäologen vor den Folgen einer Untergrabung
des Heiligen Bezirkes und trotz der Verurteilung durch UN-Resolutionen
wurde jedoch weitergegraben. Die Gebäude in der Nähe der westlichen Mauer
zeigen seither gefährliche Risse in den Mauern. Israelische Behörden
verlangten von den beteiligten Ingenieuren und Archäologen absolutes
Stillschweigen über ihre Grabungen unter der Al-Aqsa
Moschee. Im
September wurden arabische Studenten, die einen der Tunnel verschließen
wollten, in einem Gefecht mit einer Gruppe Israelis verletzt. Aus Protest
gegen die Grabungen rief der Oberste Muslimrat einen Generalstreik aus. Am
Freitag darauf hinderten israelische Sicherheitskräfte Muslime am Betreten
Jerusalems, aus Furcht vor größeren Demonstrationen. Im darauffolgenden
Frühjahr stießen bewaffnete israelische Theologiestudenten mit den
muslimischen Sicherheitskräften zusammen. Diesmal wurde dem
Verteidigungsminister eine Petition zur Erlaubnis jüdischer Gottesdienste
auf dem Moscheegelände vorgelegt. Unter dem
Vorwand, israelische Archäologen hätten unter der Moschee jüdische Ruinen
entdeckt, gingen die Ausgrabungen weiter. Im April 1982 entdeckte man an
einem der Tore, die zum Heiligen Bezirk führen, eine Paketbombenattrappe
mit Drohbriefen jüdischer Extremisten. Zwei Tage später protestierten die
Muslime in einer riesigen Demonstrationen auf dem Gelände der Al-Aqsa
Moschee gegen derartige Angriffe auf die Heiligen Stätten. Tags darauf
eröffnete im Moscheebezirk ein entlassener israelischer Berufssoldat mit
seinem Sturmgewehr das Feuer. Er tötete zwei Muslime und übersäte Außen-
und Innenwände des Felsendomes mit Einschußlöchern. Ein Aufschrei des
Protestes durchzog West Bank und Gazastreifen. Kaum einen Monat später gab
ein Heckenschütze, vom Dach der Amriyya Medresse, Schüsse auf das Gelände
der Al-Aqsa Moschee ab. Außerdem versuchte eine Gruppe von Israelis mit
Flugblättern, die die Juden zur Besetzung der Moschee aufriefen, den
Heiligen Bezirk zu betreten. Im
nahegelegenen Hebron verschafften sich derweil Siedler aus Kiryat Arba mit
Waffengewalt Zutritt zur Ibrahim Moschee und hielten dort unter dem Schutz
des Militärs jüdische Gottesdienste ab. Im Juni erhielten die Awqaf, die
muslimische Stiftung und Verwaltung der Heiligen Stätten, einen Drohbrief
jüdischer Extremistengruppen, in dem angekündigt wurde, daß ihre Versuche,
auf dem Tempelberg jüdische Gottesdienste abzuhalten, fortgesetzt würden.
Außerdem drohte man mit der Sprengung der Al-Aqsa Moschee. Kaum einen
Monat später wurde ein Israeli bei dem Versuch festgenommen, den Felsendom
in die Luft zu jagen. Im Januar
1983 wurde in Israel und den Vereinigten Staaten die "Tempelbergstiftung"
gegründet. Zweck dieser Einrichtung ist es, Geldmittel für einen
Wiederaufbau des Zweiten Tempels an der Stelle der Al-Aqsa Moschee zu
sammeln. Im Februar
erhielten die Awqaf einen Brief aus Europa mit dem warnenden Hinweis, die
"Tempelbergstiftung" bemühe sich darum, Grundbesitz der Awqaf in
unmittelbarer Nähe des Heiligen Bezirks aufzukaufen. Im März entdeckten
muslimische Wachleute am Tag des Freitagsgebetes Sprengladungen am Eingang
zum Moscheebezirk. Vier bewaffnete Israelis wurden gestellt, als sie
versuchten, durch die "Stallungen Salomons" in den Heiligen Bezirk
einzudringen. Im Haus des Anführers einer extremistischen Gruppe wurden
Waffen und Pläne zum Wiederaufbau des Zweiten Tempels sichergestellt. Im
selben Monat wurde eine Gruppe jüdischer Fanatiker, die sich mit Uzi- und
M-16 Schnellfeuergewehren sowie mit Sprengstoffvorräten eingedeckt hatten,
beim Versuch, den Heiligen Bezirk zu betreten, festgenommen. Radio Israel
berichtete, sie hätten sich offenbar auf eine längere Belagerung
vorbereitet. Sechs Monate später wurden sie von israelischen Gerichten
freigesprochen. Im Januar
1984 stellten muslimische Wachleute mitten in der Nacht eine Gruppe
jüdischer Terroristen, die mit Leitern und Sprengstoff in den
Moscheebezirk eingedrungen waren. Vier Tage später entdeckte man abermals
Bomben an einem der Tore. Sie wurden von einem israelischen Sprengkommando
zur Detonation gebracht. Im Frühjahr desselben Jahres begannen bewaffnete
israelische Posten, Tag und Nacht im Heiligen Bezirk zu patrouillieren.
Ihre bloße Anwesenheit, und vor allem ihr Verhalten, waren mit der
Heiligkeit der Moschee unvereinbar. Erfolgslos richtete der Oberste
Muslimrat immer wieder Petitionen zum Abzug der Soldaten an den
israelischen Premierminister. Da die israelische Seite jegliche Antwort
schuldig blieb, wandte sich der Rat im Mai 1984 an die Vereinten Nationen,
mit einer Petition, auf Israel Druck auszuüben, damit es seine Truppen vom
Gelände der Al-Aqsa Moschee zurückziehe. Trotz der
stetigen Aufforderungen zum Rückzug, setzten die israelischen Soldaten
ihre Patrouillen im Heiligen Bezirk, unter dem Vorwand, ihn vor Anschlägen
schützen zu müssen, fort. In Wahrheit ist es jedoch einzig und allein
Wachsamkeit der uslimischen Al-Aqsa-Sicherheitskräfte zu verdanken, daß
praktisch alle Anschläge auf den Haram asch-Scharif vereitelt werden
konnten, und das, obwohl sie durch Unterbezahlung, Personalmangel und
Waffenlosigkeit gehandicapt sind. Der UN-Sicherheitsrat erließ mehr als
zwanzig Resolutionen, die die Annexion der Altstadt Jerusalems und die
Besetzung der West Bank durch Israel verurteilen. Die ständigen
Menschenrechtsverletzungen führten schließlich im Winter 1987 geradewegs
zur "Intifada", dem palästinensischen Aufstand. Die
Israelis erkannten bald, daß die Intifada ihre Wurzel im Wiedererwachen
des Islam hat. Sie intensivierten daher prompt ihre Angriffe auf
Gebetsstätten in ganz Palästina. Am 15.Juni 1988 stürmten israelische
Truppen die Al-Aqsa Moschee und schossen Tränengasgranaten unter die
Betenden. Als einen Monat später neben dem Heiligen Bezirk schon wieder
neue Grabungen entdeckt wurden, brach die öffentliche Ordnung vollends
zusammen. Kaum ein Jahr danach drängten über 20.000 Muslime, die sich zum
ersten Freitagsgebet des Heiligen Monats Ramadan auf dem Gelände der
Al-Aqsa Moschee versammelt hatten, die israelischen Posten aus dem Haram
asch-Scharif. Israel antwortete in der darauf folgenden Woche mit
Straßensperren rund um Jerusalem; Muslimen aus der West Bank und dem
Gazastreifen wurde der Zugang zur Moschee verwehrt. Inzwischen
wurde dem Wunsch nach Wiedererrichtung eines jüdischen Tempels an der
Stelle des Haram asch-Scharif, ungeachtet des ausdrücklichen Verbots in
der jüdischen Religion, in gesteigertem Maße öffentlich Ausdruck
verliehen. Bereits im Juli 1984 hatte die International Herald Tribune
berichtet, daß sich inzwischen "das Verlangen nach einer Beseitigung der
Moscheen und der Errichtung eines jüdischen Tempels an ihrer Stelle, von
einigen religiösen Fanatikern bis in die Reihen etablierter Parteien des
rechten Spektrums verbreitet hat." In The Nation, einer der größten
israelischen illustrierten Zeitungsbeilagen, erschien kürzlich ein Artikel
über den Wiederaufbau des Tempels, der sich sogar mit solchen Banalitäten
wie der Lage der Toiletten, Parkplätzen und Andenkenläden, ja sogar dem
für und wider von Air Condition, auseinandersetzte. Gleichzeitig erging
man sich in seriösen Betrachtungen über die jährlichen Einnahmen in
Milliardenhöhe, die aus einem Monopol auf das jüdische Pilgergeschäft zu
erwarten wären. Ein Besuch
im Tempelinstitut oberhalb der Klagemauer und auf dem Tempelberg selbst,
vermittelt einen Eindruck davon, wie geschäftig sich so manche auf dieses,
ihrer Ansicht nach unmittelbar bevorstehende, Ereignis vorbereiten. Ein
maßstabgetreues Modell des Zweiten Tempels ist dort zu sehen, zusammen mit
zahlreichen Schaubildern weiterer Aspekte des Tempels, die auf den
Beschreibungen der ursprünglichen Anlage in der Mischna basieren. Außerdem
wird ein Miniaturmodell der Bundeslade gezeigt, von der behauptet wird,
sie sei irgendwo unter der Al-Aqsa Moschee vergraben worden. Größere
Investitionen an Zeit und Geld wurden bereits in die Reproduktion von
Myriaden an Utensilien gesteckt, deren exakte Repliken zur Ausführung der
komplizierten jüdischen Tempelrituale notwendig
sind. In einer
kürzlich vom britischen Fernsehen übertragenen Debatte aus Jerusalem, an
der Muslime, Juden und Christen teilnahmen, machte ein israelischer
Teilnehmer allen Ernstes den Vorschlag, den Felsendom zu versetzen, so,
wie dies beim Bau des Assuan- Staudamms mit dem Ramsestempel bei Abu
Simbel vorexerziert wurde. So wäre der Weg frei für einen neuen jüdischen
Tempel. Für den Fall, daß Israels Enthusiasmus, die arabische Bevölkerung
aus ihren Häusern zu vertreiben und letztere in die Luft zu jagen, nicht
nur eine vorübergehende Erscheinung ist, sollten die Muslime besser ein
wachsames Auge auf die AI-Aqsa Moschee und den Felsendom haben. Alles, von
fortwährenden Schikanen bis zu Terrorakten gegen die Muslime, die in der
Nachbarschaft des Heiligen Bezirks wohnen, ist Bestandteil einer Politik,
die darauf zielt, die Muslime von dort zu vertreiben, selbst wenn dies
offiziell nicht gut geheißen wird. Gelegentliche Aktionen, bei denen
Häuser von Muslimen plattgewalzt und durch jüdische Wehrbungalows ersetzt
werden können nur ein Vorgeschmack dessen sein, was bevorsteht. Es scheint
fast so, als ob Israel eifrig den Krieg schürt, indem es für ein Klima von
Unrecht, Wut und Verzweiflung sorgt. Wohinführt
uns das ? Zu
Zuständen wie in der West Bank und dem Gazastreifen. Zur Intifada und zu
einem Volk, das genug hat von der unersättlichen Habgier und der
Rücksichtslosigkeit einer gewissenloser Besetzung. Und zu
Al-Aqsa, der "Fernen Moschee", nicht zu einem Götzen, zu dem der Tempel
wurde, in dem Propheten ermordet und die wahre Religion Abrahams
verschachert wurde, sondern zu der Stätte, von der aus der Prophet
Muhammad (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) seine Reise durch
die Himmel zu seinem Herrn antrat. Über diesen
Aufstieg berichtet uns der Schlußteil der Überlieferung des Thabit
al-Bunani, der von Anas berichtet, daß der gesegnete Prophet gesagt
habe: "... Ich
fand Abraham vor, wie er mit dem Rücken am vielbesuchten Haus lehnte, in
das jeden Tag siebzigtausend Engel eintreten, ohne jemals wieder dorthin
zurückzukehren. Dann
wurde ich zum Lotosbaum ganz an der äußersten Grenze gebracht, dessen
Blätter (groß) wie Elefantenohren und dessen Früchte wie irdene Gefäße
sind. Wenn der Befehl des Herrn über ihn kommt, dann verändert er sich,
und kein Geschöpf des Herrn könnte seine Schönheit beschreiben. Gott
offenbarte mir, was Er offenbarte, und Er machte fünfzig Gebete jeden Tag
und jede Nacht zur Pflicht. Dann
ging ich hinab zu Moses, und er wollte wissen, was mein Herr meinem Volk
als Pflicht auferlegt habe. Als ich ihm sagte, daß Er fünfzig Gebete jeden
Tag und jede Nacht vorgeschrieben habe, entgegnete
er: 'Geh
zurück zu deinem Herrn und bitte Ihn um Erleichterung, denn dein Volk wird
die Pflicht nicht erfüllen können. Ich habe das Volk Israels auf die Probe
gestellt und habe darin Erfahrung.' Ich
kehrte um zu meinem Herrn und bat: 'O mein Herr, mache meinem Volk die
Sache leichter; und Er nahm fünf Gebete zurück. Als ich
wieder bei Moses vorbeikam und ihm berichtete, daß Er die Pflicht um fünf
Gebete erleichtert habe, wandte er ein: Dein
Volk wird das nicht tragen können, deshalb geh zurück zu Ihm und bitte Ihn
um eine weitere Erleichterung. ' So ging ich hin und her, zwischen meinem Herrn und Moses, bis Er sagte: Muhammad, nun sind es zur Tages- und Nachtzeit (insgesamt) fünf Gebete. Ein jedes zählt soviel wie zehn. Also sind es fünfzig. Wer die Absicht für eine gute Tat hat, sie aber nicht tut, dem wird dennoch eine gute Tat gutgeschrieben. Wenn er sie tut, dann wird sie ihm verzehnfacht. Wer eine schlechte Tat beabsichtigt, dem wird sie nicht angerechnet, wenn er sie nicht begeht. Begeht er sie aber, so wird sie ihm nur einmal angerechnet.' Danach
stieg ich wieder herab. Als ich zu Moses kam und ihm Bericht erstattete,
sagte er: 'Geh noch einmal zurück zu deinem Herrn, und bitte ihn um
weitere Erleichterung.' Der gesegnete Prophet sagte, daß er Moses zur
Antwort gab: 'Ich bin nun so oft zu meinem Herrn zurückgekehrt, daß ich
mich vor Ihm schäme.'
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